Yellowstone
Nationalpark - Kalispell - Glacier Nationalpark – Grenze USA-Kanada
- Banff- und Jasper Nationalpark - Prince George - Ft. St. John - Ft.
Nelson - Watson Lake - Whitehorse – Dawson - Inuvik – Dawson
Mittels des Tagebuches helfe ich meiner
Erinnerung nach, was wir in den 14 Tagen seit dem letzten Blog alles
erlebt haben: Unglaublich viel hat in solchen zwei Wochen Platz!
Nach dem Yellowstone Park hatten wir
eine besonders lange Strecke vor uns, um unsere
Ecuador-Bekanntschaft, Dorothea und Karl, zu treffen: Um 19°° Uhr
wollen wir uns im 500 km entfernten Steakhaus treffen. Die Strassen
über die unendlichen Grasflächen waren so gut, dass ich einen
Schnitt von 83 km/h erreiche, obwohl der Tempomat nur auf 85
eingestellt ist.
Da muss sich ein Schweizer Landwirt wie ein Milchbube vorkommen |
Den Wilden Westen gibts offenbar noch! |
Zusammen fahren wir dann über „den
schönsten Pass der USA“ im Glacier Nationalpark. Der Pass vermag
zwar Grimsel, Furka, Oberalp und Konsorte kaum das Wasser reichen,
aber wir genossen die Murmeltiere und das Verbot für riesige
Wohnmobile und Anhänger. Ja, die Neigung der Nordamerikaner für
Superlative verfolgt uns Touristen. Für jeden noch so bescheidenen
Ort finden sie eine „world famous“ Attraktion. Der „schiefste“
Schopf, der „komplett und ausschliesslich“ aus Tannenholz gebaut
ist und das „östlichste“ unbewohnte Gebäude des Staates ist,
hat vielleicht einmal dem „most wanted outlaw“ Jimmy als
Versteck gedient.
"Matterhorn" im Glacier Nationalpark |
Die nördlichste Landgrenze - auch das ist ein Rekord |
Kanada empfängt uns gemäss seinem
Ruf: Es erscheint uns praktisch unbesiedelt und mit endlosen
Waldgebieten bedeckt. Trotzdem spricht uns der Käru aus Bern an. Er
betreibt zusammen mit seiner Käthi seit vielen Jahren ein kleines
Motel. Und bald finden wir uns in deren Küche beim Jassen wieder.
Kanada, wie es sich Klein-Fritzli vorstellt |
Alle Kanada-Touristen besuchen die
riesigen Nationalparks Banff und Jasper. So treffen wir dort meine
Nichte und ihren Mann auf deren Hochzeitsreise. Da wir sie nicht an
ihrem Fest beglückwünschen konnten, holen wir das bei einem
gediegenen Nachtessen nach. Zwei kleinere gemeinsame Wanderungen am
Folgetag helfen, die genossenen Kalorien zu vernichten.
Lorenz, Nichte Helen (und zwei weitere Gestalten) |
Wir wollen nordwärts! Die
unsagbaren Distanzen auf dem Alaska-Highway muss man buchstäblich
erfahren, um einen Begriff zu bekommen, wie gross das zweitgrösste
Land ist (an 1. Stelle ist Russland). Wir fahren auf perfekten und
leeren Strassen durch unendliche Wälder und sehen gewaltige
Sägereien, durchqueren alle paar hundert Kilometer ein gesichtsloses
Städtchen und versuchen in diesen erfolglos, endlich die
obligatorische Haftpflichtversicherung abzuschliessen. Sporadisch
treffen wir uns mit Karl und Dorothea und veranstalten ein Lagerfeuer
mit viel Fleisch, umgeben von Hunderten von Quadratkilometern Wald.
Wir sehen Grizzlys und Schwarzbären, Wildpferde und Hirsche, Hasen
und Nerze, Füchslein und Berggeissen. Die Elche sind leider weniger
zeigefreudig.
Dieses Bild findest Du auch im Lexikon unter dem Stichwort "Unendlich gross" |
Wer schaut wen an? |
Kein Hundeli, sondern ein prächtiger Kojote |
Der Dempster Highway soll
uns weit über den Polarkreis führen, 700 km nordwärts durch
Permafrostgebiet. Ich zitiere aus einer
Visitor-Center-Broschüre: „Der Dempster ist für einige Leute eine
Herausforderung, für die meisten Leute aber der Nervenkitzel des
Lebens“. Das tönt gut und wir beschliessen, zusammen mit Dorothea
und Karl zu fahren, d.h. mindestens alle 100 km aufeinander zu
warten.
Richtung Nord auf dem Dempster Highway |
Chäibe gäil |
Wie war es? Die ungeteerte
Piste liegt auf einem ein bis zwei Meter hohen Geröllbett, um zu
isolieren und den Permafrost auch im Sommer vor dem Schmelzen zu
schützen. Auf dem Geröll liegt eine genügend dicke Kies- und
Sandschicht, die perfekt glattgewalzt wurde. Das erlaubt jedem
Fahrzeug, fast wie auf einer Autobahn darüberzublochen. Da das vor
allem die grossen Lastzüge tun und dabei einen Steinregen
produzieren, muss die grösste Herausforderung die Windschutzscheibe
bestehen. Und bei 80 km /h entlocken die Steinchen nicht wenigen
Pneus den letzten Hauch. Für uns im bequemen Auto waren die 2 Mal
700 km aber nicht eine Herausforderung, sondern eine Genussfahrt:
Die Überquerung des Polarkreises ist auch emotional ein Erlebnis.
Die immer kleiner werdenden Tannli stehen zeitweise in alle
Richtungen schräg, weil der aufgetaute Permafrostboden ganz leicht
fliesst. Überall liegt Sumpfwasser, denn wo soll das Tauwasser hin,
wenn in 30 cm Tiefe hartgefrorener Boden ist? In einem eisigen Tümpel
grast eine Elchdame das Moos aus dem schlammigen Boden. Bei 24 h
Sonnenlicht wachsen Blumen um die Wette und präsentieren sich
inmitten von unwirklich grünem Gras in fantastischem Licht.
Genau Mitternacht |
Windstill im hohen Norden, in Patagonien haben wir das nie eerlebt |
Zuerst kam ich mir vor wie
ein kleiner Bub: Ich musste bei Sonnenschein ins Bett und stand
„erst“ bei Sonnenschein wieder auf. Da wir jegliches Zeitgefühl
verloren, wechselten wir auf den Müdigkeitsrhythmus. Und
wahrhaftig: Abends um 22 h losfahren und um 2 Uhr eine Znüni-Pause
machen verstärkt das Freiheitsgefühl beträchtlich.
Bei all den herrlichen
Nachtplätzen leisteten uns zuverlässig die Mücken Gesellschaft. Es
gelang mir nicht ganz, mit diesem Teil der Schöpfung Frieden zu
schliessen. Was eine richtige Mücke ist, sticht auch durch Jeans,
und durch Spray lässt sich eine kanadische Mücke nicht sonderlich
beeindrucken. Ein tüchtig qualmendes Lagerfeuer vertreibt diese
Tierchen wohl, allerdings auch mich. Und dann gibts noch die
hochnervösen Brummer-Bremsen in amerikanischer XXL-Grösse, die sich
gegen das Totschlagen dadurch wehren, indem ihr plattgeschlagener
Körper ziemliche Ekelgefühle hervorruft.
Die Mücken siehst Du nicht, aber wir spüren sie. Humor ist, wenn man trotzdem lacht |
Weil der Dempster Highway
eine Stichstrasse ist, mussten
durften wir die 700 km wieder zurückfahren. Drei von Karls
Pneus genügten der „Herausforderung des Lebens“ nicht, aber wir
vier Reisenden sind uns einig, dass bei der Wortwahl im Prospekt
einmal mehr die amerikanische Rekord-itis hinhalten musste.
Herzliche Grüsse!
Lukas und Brigitte
Zuerst dusche ich! |
Ein Kojote! Wow!
AntwortenLöschenIhr seid überhaupt extrem nah an die Viecher herangekommen, beim Be-Hörnchen geht das ja noch aber beim Fuchs und Bär wärs mir nicht mehr ganz so gschmuch gewesen auf die paar Meter Abstand. Oder könnt ihr einfach gut zoomen?
Jetzt seid ihr ja schon fast in Alaska!
Und: so schön die Fotos auch sind, ich finde es gut dass ihr den Permafrost habt und wir hier endlich einfach Sommer ;-)
Isabelle
Vielen Dank für die tollen Bilder. Ich bin jedesmal froh, wenn ich wieder etwas im Blog lesen darf und somit auch weiss, dass es euch gut geht. (Mückenstiche ausgeschlossen) aber man kann ja auch nicht alles haben.!¨Bei uns ist es nun endlich Sommer und herrlich schön warm!
AntwortenLöschenLiebe Grüsse Rita und Peter
Hallo Ihr Lieben ,
AntwortenLöschenMöchte mich wiedermal herzlich bedanken für eure Berichte und die wunderschönen Fotos!
Einfach toll und einmalige Erlebnisse , was ihr alles geniessen könnt
Oft denken wir an den Tag zurück wo wir uns in Kalifornien getroffen haben, es war wunderschön !!
Passt gut auf euch auf! Wir wünschen euch weiterhin eine mit vielen Erlebnissen bestückte Fahrt
Liebe Grüsse
Bernadette und Godi