Freitag, 23. September 2011

Tschau!

Fehraltorf - Baar - Eschenbach - Sarnen - Obernau - Cazis - Flawil - Zurzach - Baden 


Tschau sagen an vielen Orten

Den Moment der Abfahrt haben wir auf Mo-Abend, ev. Di-Vormittag festgelegt. Aber am Montagnachmittag holt uns die Realität ein: Neue Abfahrtszeit Dienstag, 12°°h. So können wir die Schwiegermutter besuchen, welche notfallmässig ins Spital musste.
Geschlafen wird aus Hausreinigungs- und Bettwäschegründen aber im Camper.
Genau 4 Stunden braucht's noch für den letzten Schliff. Das Ergebnis lässt sich sehen: Ohne Sonnenbrille wäre das Glänzen in den Zimmern nicht auszuhalten.
12 h 07 ist der grosse Moment: Wir starten unsere Reise mit langem Gehupe! (allerdings 40 min später nochmals, diesmal mit dem im Haus liegengebliebenen Ersatz-Autoschlüssel...)
Beidseits des Glaubenbergpasses verabschieden wir uns von Freunden


Bis am Sonntagabend reisen wir bei grandiosem Wetter durch die Schweiz, um von lieben Leuten Abschied zu nehmen. Ist es wirklich klug, weg von den vielen Freunden, weg von den atemberaubenden Landschaften in der Schweiz zu gehen? Wollen wir das wirklich?


Restaurant ohne Gault-Millaut-
Punkten, trotzdem grausam gut...

Hotel, nicht im Reiseführer. Ich gäbe ihm etwa 5 Sterne








Jawohl, wir wollen! Trotz Brigittes immer böser werdendem Knie. Wozu gibt es Ärzte? Je ein Termin am Freitag und Montag wird's richten.






Wir freuen uns, Euch bald weiter zu berichten. Herzlich grüssen

Lukas und Brigitte

Der Abreise-Countdown läuft

(Immer noch) im Tisliacher 15

Unerwarteterweise meldet sich für unser Haus praktisch kein Mietinteressent. Trotzdem wollen wir unser Haus derart räumen und reinigen, dass jederzeit jemand einziehen kann. Also: Bücher nicht nur in Schachteln verpacken, sondern auch aussortieren. Hängeregistraturen – besonders die mit „Diverses“ angeschriebene – ausmisten. Keller „leeren“ und auf Hochglanz bringen. Schopf aufräumen, angefangene Samen- und Düngersäcke aufbrauchen, 1kg Spinnhuppelen wegsaugen. Das Gestell in der Garage lagert zwanzigjährige Leichen. Im Heizungskeller dösen Skis und Schuhe, deren Lebenserwartung längstens abgelaufen ist.
Trotz guter Vorarbeiten wird's in den letzten Tagen vor der Abfahrt streng und leicht chaotisch. Das eine Badzimmer und das eine WC dürfen nicht mehr benützt werden – auch im Notfall nicht! Die Kleiderkästen sind leer, nackt herumlaufen geziemt sich aber nicht... Die vielen Abfallmärkli hat niemand verlegt, sie sind bloss aufgebraucht. Dazwischen gibts aber auch Freude: Die der Tochter heiligen Reitstiefel (PS: Reitstiefel passen in j-e-d-e-s Schuhgestell) dürfen endlich, und das mit ausdrücklicher Erlaubnis, entsorgt werden.








Viele Schubladen und einige Zimmer sind bereits geräumt und mit dem orangen Sauber-Gütelabel abgeklebt. In der Stube auf dem Boden lagert alles, was demnächst ins Auto verstaut werden kann. Ich weigere mich, bereits etwas einzuräumen, ich will den Überblick behalten. Die Folge davon ist, dass ein Kollege – nebenbei ist er Feuerwehroffizier – erschreckt bemerkt, wieso er wohl von der bei uns kürzlich stattgefundenen Explosion nichts erfahren habe...

Ernsthaft befürchte ich, dass 1/3 der vorgesehenen Dinge im Camperli nicht Platz haben werden. Doch siehe da: Dank ausgeklügeltem, absolut professionellem, sehr systematischem Einbeigen findet alles problemvoll Platz (inkl ein paar Weinflaschen, tiefgefrorenen Bratwürsten, 10 Kilos Äpfeln, einem angefangenen Päckli Kaugummi und Lesestoff bis ans Lebensende). Der von meinem Schwiegervater häufig gebrauchte Ausdruck „bhaab“ ist für die Ladung bestens zutreffend.

Das endgültig gepackte, mit Wasser und Diesel vollgetankte Auto muss auf die Waage. 3,44 t ist ja unter der 3,5-t-Schallgrenze! (Das darin fehlende Lebendgewicht von Fahrer und Beifahrerin sei vernachlässigt).

Die Endspurtler
Lukas und Brigitte

Sonntag, 4. September 2011

Unser Auto

Was entscheidet man zuerst: Wann man reist, wohin man reist, wie man reist?

Bei uns war alles ein langer Reifeprozess. Dass wir nach Südamerika wollen, stand zuerst fest. Aber der Zeitpunkt? Möglichst bald? Eine Auszeit nehmen? Noch ein paar wenige Jahre arbeiten und dann als Pensionierte reisen? Die Auszeit verwarfen wir relativ bald, wir wollen ohne Zeitdruck unterwegs sein.
Auch einig waren wir uns, dass wir per Auto und nicht mit öV unterwegs sein wollen.
Am meisten imponierte uns ein Pickup. Dieser hat Allradantrieb, hohe Bodenfreiheit und Ersatzteile gibt es in Südamerika an jedem Kiosk. Aber macht das glücklich, jeden Abend eine Unterkunft zu suchen, jedes Essen entweder in einem Restaurant einzunehmen oder dann auf windarmes, trockenes Wetter – sprich: Outdoorküchenwetter – zu warten? Also folgt das Zeitalter des Studiums von Dachzelten.


Ich werde aber bald zum Studienabbrecher. Nächste Aera: Pickups mit Absetzkabine. Diese sieht man in der Schweiz recht selten, in den USA recht häufig. Sind die Amis cleverer als wir Schweizer? Und wo haben Velos Platz?





Ich beschliesse, in Deutschland einen Verkäufer aufzusuchen, mir die in den Internetforen angepriesenen Vor- und die vielen Nachteile zeigen zu lassen und einen 1:1-Begriff von solchen Wohnkabinen zu bekommen. Da der nächste Vertreter in Glevelsberg ist – Ruhrgebiet!! – verbinde ich die Fahrt mit ein paar Ferientagen auf dem Töff.
Dabei lerne ich viel: Ich weiss, wie unterhaltsam stundenlanges Töfffahren bei Regen auf deutschen Autobahnen ist, dass auf dem Töff Regen immer gleich frieren heisst, wo Glevelsberg liegt, und dass es zwei Arten von Aufsetzkabinen gibt: solche, die undicht sind und solche, die noch nicht undicht sind. Weiter: Für die Aussenmasse bietet ein Pickup + Wohnkabine wenig Wohnraum, keinen Durchgang vom Fahrgastraum zur Kabine und der Preis ist auch nicht als Schnäppchen zu bezeichnen.

Zurück auf Feld eins! Kein öV, kein "Nur"-Pick-up, kein Dachzelt, keine Aufsetzkabine. Nebst Helikopter oder ähnlichem bleibt nur noch das Wohnmobil. Wir wissen auch hier, was wir nicht wollen: keine Alkove, kein Tiefgangfahrzeug, kein Schikimicki.


eher zu klein




 
                                    eher zu gross

Brigitte sucht im Internet die Adresse von vier entsprechenden Anbietern im südlichen Deutschland. Aber Deutschland ist gross, wir 



reservieren uns zwei Tage in den Herbstferien.

1. Anbieter: Fabriziert genau nach Kundenwunsch, grosser Aufbau auf Pritschenfahrzeuge, elend teuer, Lieferfrist 3/4 Jahre.
2. Anbieter: prahlt mit einem (1) Fahrzeug, das er schon gebaut hat. Mit Ausziehdach. Jenseits.
3. Anbieter: Huereguet, eigentlich genau das, was wir suchen. Ausbau eines Mercedes Sprinter,
4. Anbieter: Expeditionsfahrzeugbau, zusätzlich "normale" Fahrzeuge mit Aufbau auf VW LT, sehr geeignet, Lieferfrist ab 1 Jahr, auch teuer, scheint sehr viel Erfahrung zu haben.

Mit sturmen Köpfen fahren wir heim, überschlafen das ganze ein paar Mal und warten auf die Campingmesse in Bern.

Wer meint, an der Berner Campingmesse schlauer zu werden, erliegt dem gleichen Wahn wie wir: Das Angebot ist gigantisch. Wenn ich im Schrüübliladen ein M7 Linksgewinde-Imbus-Schrüübli verlange, werde ich gefragt, ob blank oder galvanisiert. Ähnlich in Bern: Vom Smart-Mobilhome bis zum in der Breite ausfahrbaren Bus mit Polstergruppe und Induktionsherd gibt’s alles. A-l-l-e-s. Aber alle wollen ein Entgelt dafür...

Und irgendwann, d.h. sehr bald nach dem Besuch in Bern entscheiden wir nach typischer Arnold-Manier. Das Grundfahrzeug Mercedes Sprinter werden wir zum Reisemobil ausgebauen lassen, genau nach unseren Wünschen. Platz für zwei Velos, Allrad! Es scheint gar nicht so teuer zu sein. Und dann zählen wir die Extras zusammen. Jetzt scheint es aber ziemlich teuer zu sein. Aber man gönnt sie ja sonst nichts!...
Da der €uro recht rassig fällt, versuche ich, den Vertrag in Franken in einen solchen in €uro umzuwandeln. Und siehe da: Nach knapp 100 Mails und ebenso vielen Telefonaten später willigt der Verkäufer in Öhringen ein.
3 Monate später: Das Basisfahrzeug ist angeliefert, ich reise sofort nach Öhringen, um den Rohling anzuschauen.
Schriftgrad








Am 3. Mai ist es soweit, der Verkäufer lafert stundenlang, dafür gehts am Zoll ruck-zuck nach Bezahlung von 8% MwSt und 4% Importsteuer. Bei einem Bauern ganz in der Nähe kann ich unser Bijou einstellen. Jetzt beginnt das Trauerspiel mit der MwSt-Rückerstattung: Gegen 100 Mail und dito Telefonate, Betteln und Schimpfen nützen nichts. Die klare Androhung auf Betreibung bringt 3300 €, das 1 vorne dran sei beim Übermitteln verloren gegangen. 2 Wochen später bringt der auf die Stunde genau angekündete Betreibungstermin die restlichen 10 000€.
Mercedes Schweiz liebt Direktimporteure nicht und verlangt für die Ausstellung des Typenscheines 1 500.- Fr. Aber man gönnt sich ja sonst nichts!...