Otavalo
– Laguna Cuicocha – Nationalpark El Angel – Tulcán – Ipiales – Pasto – Popayan
– San Agustin
Nach einigen erholsamen Tagen in Otavalo
freuen wir uns wieder auf mehr Natur, auf Wandern und Berge. Dafür genau
richtig ist für uns die Laguna Cuicocha mit den beiden Inseln in der Mitte,
bewacht vom Vulkan Cotocachi. Die 14 km lange Kraterrand-Wanderung bietet
nicht nur steile (und zwar ecuador-steile) Auf- und Abstiege, auch Orchideen
und viele andere Blumen säumen den Weg. Das abendliche Bier ist wohl verdient.
Den müden Knochen gönnen wir gern eine Erholung in einem nahe gelegenen
Thermalbad.
Auf dem Kraterrand geht's stetig aufwärts |
Aber für diese Aussicht tun wir schon was! |
Wir meinen, dass die Strecke zum nächsten Nationalpark gar nicht so weit ist – aber den Weg zu finden ist sowohl für das
GPS als auch für uns eine Knacknuss. Plötzlich fühlen wir uns in Afrika: die
Bewohner der kleinen Dörfer sind durchwegs Schwarze, die Frauen haben
weitestausladende Hinterteile, welche in afrikanisches Tuch gewickelt sind,
Kinder winken uns johlend zu und wollen Kontakt, ein Bus ist übervoll mit
Schulkindern – sie stehen auch auf der Stossstange, auf dem Trittbrett, hängen
zu den Fenstern hinaus. Die ganze Szenerie wirkt fröhlich, überraschend frisch
und fremd. Ich frage nach dem Weg,
verstehe aber die Antwort nur andeutungsweise; der Akzent ist mir zu fremd,
und: spricht die Frau wirklich spanisch? Unser Reisebuch klärt uns auf: Hier
leben Nachfahren der von den Spaniern importierten afrikanische Sklaven.
Die Piste ist schlecht, wir haben keine
Ahnung, wo wir sind. Erst nach mehrstündiger Fahrt kommen wir zum Eingang des
Nationalparkes El Angel und fahren zur Laguna El Voladero. Das Merzli brummt
geduldig die steilen und ruppigen Rampen hinauf. Hocherfreut über das Finden
der blütenbestückten und drei Meter hohen Frailejones in biblischer Anzahl
kommen unsere Kameras zum tüchtigen Einsatz.
Bis zu 5 Meter hoch werden die strammen Kerle |
Wir dürfen neben dem Haus des Parkaufsehers
schlafen. Der etwa 3 km lange Rundgang durch die herrliche Pflanzenwelt zu den
Lagunen ersetzt unser Frühturnen und ist auch Kreislauftraining. Steil (was
sonst?) geht’s hinauf zum Aussichtspunkt. Eine prächtige Aussicht bei immer
besser werdendem Wetter ist der Lohn. Der Parkwächter sagt, die weiterführende
Strasse sei gut und führe direkt zur Grenzstadt Tulcán. Schlechter als bis
hierhin kann die Piste ja nicht werden, denken wir. Aber sie wird! Während der
langen, holprigen Fahrt erinnern uns die vielen dreimeterhohen „Schleckstängel“
an die Puya Raimonii in Peru.
Puya clava-herculis (Puya) |
Der Friedhof in Tulcán ist ein spezieller
Ort. Unser Reiseführer meint „ein Ort, der zum Sterben einlädt“. In die Büsche
und Hecken sind die vielfältigsten Figuren geschnitten. Dazwischen stehen
Engel- und Maria-Skultpuren in Bronze.
Friedhof von Tulcan |
Ruckzuck: Schon liegt der Grenzübertritt
nach Kolumbien hinter uns. Die entspannte Stimmung, die zuvorkommende, korrekte
und rasche Bedienung haut uns aus den Socken. Wir brauchen kaum eine Stunde,
um aus Ecuador aus und nach Kolumbien einzureisen. Gigantische Lkws, bunte
steinalte Busse und deren - gelinde ausgedrückt - rassige Fahrweise fallen uns
sofort auf.
Mit dem Einstieg rechts spart man den Mittelgang; jede Bankreihe hat ihren Einstieg |
In der Grenzstadt Ipiales wollen wir eine
Auto-Haftpflichtversicherung abschliessen. Schneller gesagt als getan! Die
Dame hat viel Probleme damit: Das im PC befindliche Formular kennt keine Camper
und schon gar nicht eine so exotische Nummer, wie wir Schweizer haben. Ein
Töffkurier rast nun zwischen unserer und der Hauptagentur hin und her. Nach
zweieinhalb Stunden ist das Formular fertig ausgedruckt: Aber – die Chassis-Nr.
stimmt nicht! Mer macheds nomol – nun hat die Dame ja Übung und es geht nur
noch eine weitere Stunde, bis wir mit einer dreimonatigen Versicherungsvignette
an der Windschutzscheibe losfahren können.
Was Lourdes für Frankreich und Europa, ist
Las Lajas in Kolumbien und Südamerika. Die Kirche wurde über einer Schlucht
gebaut, wo einst eine Mutter mit ihrem taubstummen Kind eine Marienerscheinung
erlebte. Das Kind konnte anschliessend
sprechen und hören. Menschenströme besuchen täglich die in der ersten
Hälfte des 20. Jahrhunderts erbaute Kathedrale, unzählige Dankestafeln für
erfolgte Hilfe säumen den Weg in die Schlucht. Vom Lollipop über Rosenkränze,
Heiligenbildern, Marien- Skultpuren, Kinderspielzeug und lastwagenweise Kitsch
wird an den Kiosken alles zu verkaufen versucht. Aber wozu sind denn die vielen
Kanister? Man kann sie bei einem wasserspendenden Engel füllen und dann nach
Hause mitnehmen.
Die Kathedrale von Las Lajas |
Im Nationalpark El Azufral werden wir beim
Refugio von einer illustren Reisegruppe interviewt. Sie wollen Fotos von sich
zusammen mit den dos Suizos (so müssen sich die Affen im Zoo fühlen) – einmal
mehr ist der Grössenunterschied von mir zu anderen Frauen ein Thema. Wir werden
bewirtet und verwöhnt. Alle wollen das Merzli schauen; Lukas veranstaltet einen
Tag der offenen Tür. Die Frauen sind begeistert von der Küche, die Männer vom
Allradgetriebe.
Nachdem es die ganze Nacht regnete und die
Temperatur einmal mehr auf 3° runterrutschte, machen wir uns schon zeitig bei
zweifelhaftem Wetter auf zur Laguna Verde und dem Vulkan Azufral (=
Schwefelvulkan). Durch eine moosige, artenreiche Vegetation wandern wir auf
über 4000 m zur Laguna Verde, welche ihrem Namen absolut gerecht wird. Der
Vulkan selbst besteht aus einem „Hügel“ mit stinkend-rauchenden Schwefellöchern.
So einfach lässt sich sonst kein Vulkan besteigen.
Über der Laguna Verde; das Hügeli hinter uns ist der Vulkan Azufral |
Laguna Verde |
Die nächste Lagune (Laguna del la Cocha) bietet
auch eine mit Primärwald bewachsene Insel. Ein herrlicher Spaziergang führt uns
durch den prächtigen, mit Bromelien überwachsenen Wald. Am Ufer der Lagune
herrscht der Holzchalet-Stil. Fast in jedem Haus werden Forellen in allen
Variationen angeboten. Wir lassen es uns schmecken.
Bei Forelle und Bier hat man gut lachen |
Die grossen Bäume sind voller Bromelien und Flechten |
Bis jetzt erlebten wir überall in Kolumbien
die Menschen als äusserst zuvorkommend, hilfsbereit, offen und fröhlich. In den
Städten beherrschen noch mehr als in den bisherigen Ländern die Kleider- und
Schuhgeschäfte die Einkaufsmeilen. Neu kommen Lingeriegeschäfte dazu. Mit
Busen und Po vergrössernden, betonenden und formenden Korsetts stolzieren die
Frauen hüftschwingend daher. Nirgends war bis jetzt das äussere Erscheinungsbild
so wichtig wie hier. So wundert es uns nicht, dass die Chauffeure auf die Hupe
drückend an den Weibchen vorbei fahren und diese die männliche Aufmerksamkeit
offenbar geniessen.
Lange wer-weissen wir, ob wir die Fahrt
über die Berge von Popayan nach San Agustin wagen können. Die auskunftgebenden
Polizisten sind sich überhaupt nicht einig; der ranghöchste – er scheint uns
ziemlich seriös und kompetent – meint „viel zu gefährlich, Guerillas, ein Umweg
von einigen hundert Kilometern ist unumgänglich“; die Touristenpolizei: „Kein
Problem, aber nicht nachts fahren“; die junge Dame auf dem Touristenbüro: „Die
Strasse ist in schlechtestem Zustand, kaum befahrbar“. Zwei weitere Polizisten
an einem Kontrollposten schauen sich gegenseitig an und tun so, als ob die
Frage idiotisch wäre und geben uns eine klar ablehnende Antwort: „Zu
gefährlich“. Jetzt verlassen wir uns auf den Reisebericht von Walter und
Regine, die diese Strecke vor einigen Wochen gefahren sind und bloss die
Schönheit der Strecke beschrieben, ohne irgendeine Gefahr zu erwähnen. Und wir
fahren: Wir werden nicht überfallen, geniessen die wunderschöne Vegetation und
wundern uns über die meist ordentliche Piste. Bereits am frühen Nachmittag
erreichen wir San Agustin und geniessen auf dem Campingplatz die Ruhe und
Wärme.
San Agustin ist bekannt wegen den
ärcheologischen Fundstätten. Es hat zu Hauf Stelen, Skulpturen und Gräber aus
Zeiten von 4000 v.Chr. bis 1500 n.Chr. Hoch zu Ross (für mich die Premiere in
meinem Leben!) geht’s vier Stunden von einer Ausgrabung zur nächsten. Gut, dass
wir zwischendurch vom Pferd steigen können – die Entlastung meiner Knochen ist
willkommen.
Schöner Ausritt; als Premiere war's ein bisschen viel, aber der Genuss war hoch |
Eine Jeeptour führt uns am nächsten Tag
noch zu weiteren (Kult)Stätten. Die Skulpturen schauen mit ihren
furchterregenden Zähnen teils grimmig drein. Erstaunlich sind die Dimensionen
der Gräber, hatten diese Kulturen doch kaum Werkzeug zu deren Aushebung. Aber
mindestens ebenso wie die Skulpturen erstaunt uns die Tatsache, dass bei der
Fahrweise des Uralt-Jeeps dieser nicht auseinanderfällt und kein Unfall
passiert...
Ob da das Kind in seinem Arm geopfert wird? |
Nach einigen Tagen in San Agostin werden
wir nördwärts fahren. Wir freuen uns auf die Wüste Tataco.
Herzliche Grüsse sind verbunden mit der Hoffnung, dass Ihr
alle gesund seid und die Herbststürme hinter Euch habt.
Brigitte und Lukas
Etap wiehrt und dreht sich im Grabe um.
AntwortenLöschenregu
Hallo zusammen
AntwortenLöschendanke für den schönen Bericht. Ihr seid ja schon mutig! Ich finde es so schön, dass wir durch eure amüsanten Reiseberichte und die tollen Fotos auch einwenig teilhaben können. Ja, bei uns ist schon alles wieder auf Weihnachten eingestimmt und es glitzert und funkelt in allen Farben in den Geschäften. Der Hochnebel hockt über uns und wir hören im Radio, dass wir nur in die Berge müssen um den Sonnenschein zu geniessen. Bei Zeit und Gelegenheit werde ich das auch machen.
Liebe Grüsse aus der Innerschweiz
Rita
Und Dandy freuts, dass er gewonnen hat und möchte am liebsten gleich nochmals! hüüüh! schmatz Franziska
AntwortenLöschenIch hab's auch mal wieder auf Eure Seite geschafft - und ich staune ganz einfach!¨ Grüessli Astrid
AntwortenLöschenFrau Jäiser wäre sehr zufrieden mit euch!
AntwortenLöschenIsabelle
Euri Siite isch eifach de Hammer! Ich wünsche Euch weiterhin gute Fahrt. En Gruess vom Appäzöller Marcel Killer
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