Ecuador hat alle Klimazonen: Von der tropischen Küste im Westen geht's hinauf zu den beiden Ge-birgszügen mit den eisigen 6000er Vulkanen, dazwischen liegen auf 2000 bis 3000 m die Hochlandbecken, und gegen Osten breitet sich das Quellgebiet des Amazonas mit gewaltigen Gebieten von Primärwald aus. Und da Ecuador ein kleines Land ist – nur sechsmal grösser als die Schweiz – können Brigitte und ich unsere Reiseroute so planen, dass wir viel von den Klimawechseln erleben, innerhalb von ein bis zwei Tagen von der Grenze zum ewigen Schnee bis fast auf Meereshöhe absteigen. Wir haben nicht selbst gezählt, aber unser Reisebuch meint, man fände in Ecuador 20 000 Pflanzenarten. Das ist einer der vielen Faszinationen von diesem Land.
Was jedoch Tag und Nacht betrifft, sind die
Tropen gnadenlos beständig: Um 18 Uhr wird der äquatorianische Himmel dunkel,
ob es ein lauer Tropenabend oder ein Frösteln auf 4500 m ist, wir verbringen
ihn im Dunkeln resp. unter der Glühbirne.
Der ständig räuchelnde Cotopaxi ist sich
seiner hohen Lage bewusst: An seinem Fuss ist es kalt, regnerisch, und er hüllt
sich in Nebel. Mit entsprechender Bekleidung wandern wir „um seine
Unterschenkel“. Dass es tatsächlich noch Wildpferde gibt, zu hunderten, scheu
und mit verfilzten langen Mähnen, dürfen wir hier erleben.
Am dritten Tag aber beweist der Cotopaxi,
dass er seine Schönheit zeigen kann: Er präsentiert sich in seiner ganzen Wucht
und Grösse. Und ich kapiere: Nach einem Jahr Wohnmobil reichen meine Kondition
und Kälteresistenz zu einer Besteigung nie und nimmer. Eine Wanderung um eine
Berglagune zu seinen Füssen ist fordernd genug.
Für einen anderen See, einen kreisrunden
Kratersee mit einem Durchmesser von einem Kilometer, müssen wir 2000 m hinunter
und wieder hinauf fahren. Aber das ist beileibe nicht nur Transport! Wir
begegnen unterwegs abgelegensten Bauernfamilien, bei denen die Zeit vor 50
Jahren stehen geblieben scheint. Nur das Handy zeugt davon, dass sie wissen,
dass schon mehr als Hacke und Holzpflug erfunden wurden. Und die Einschnitte,
die riesige Strassenbaumaschinen in die hügelige Landschaft arbeiteten, lassen
uns über die geologische Vergangenheit sinnieren.
Bei einem Restaurant-Rohbau in einem
Regenwald-Dorf wollen wir die Nacht verbringen. Der aufgefundene Besitzer meint
aber, in seiner Urwaldfarm sei es bequemer und sicherer. Gern lassen wir uns
dorthin einladen. Wir treffen auf eine Grossfamilie/Patchworkfamilie, die auf
40 ha Urwald wohnt und arbeitet. Alle sind sehr herzlich zu uns, nach Kaffee
und weiteren Erfrischungen und natürlich einer Dusche dürfen wir am typischen
Nachtessen teilhaben. Im und ums Haus stehen Nippsachen und ausrangierte
Gebrauchsgegenstände in biblischem Ausmass.
Am Folgetag werden wir durch das Gut
spazieren geführt: Keine Monokultur, sondern Bananenbäume (mit den grünen
Früchten werden vor allem die Kühe und Schweine gefüttert), Geflügel,
Kokosnüsse, Grapefruits, Orangen und viel Kakao wachsen ziemlich wild zwischen
den natürlichen Urwaldpflanzen. Ein Schweizer Landwirt hätte monatelang allein
mit Aufräumarbeiten zu tun. Ob er aber auch Zeit hätte, mit grösster Ruhe
ausländische Gäste herum zu führen?
Die Banane ist die herausragende
Frucht in Ecuador. Obwohl das Land Weltmeister im Export ist, bleibt für den
Inlandverbrauch mehr als genug übrig. Im Supermarkt gibt es drei verschiedene
Namen für Bananenarten, von jeder gibt es wieder verschiedene Qualitäten. Auf
dem Strassenmarkt bekommt man 10 – 20 gelbe Bananen für 1 $ (auf dem Markt wird
praktisch nichts gewogen. Der Preis ist Stück pro Dollar: 1$ = 20 Mandarinen,
1$ = 6 Brötchen. Man wage nicht, 3 Brötchen zu verlangen, denn ein Rechner ist
nicht überall vorhanden...). Kochbananen gehören zu den täglichen Mahlzeiten.
Reis und Poulet ohne gebratene Bananenstücke ist wie bei uns Fondue ohne
Brot. Grüne Bananen werden aber auch als
Zusatzfutter für Tiere verwendet.
Und warum ein Bananenstrunk nicht auch als Türstopper verwenden? |
Wir beide sind keine Stadt-Reisenden, aber nachdem wir Santiago, La Paz und Lima ausgelassen haben, wollen wir es mit Quito versuchen. Und, wie ist es? Wer Kirchen sehen will, kann das in Quitos Altstadt auch als Gehbehinderter. Und für eine ausgedehnte Beizentour ist ein Gipsbeiniger in Quitos Neustadt Mariscal nicht wesentlich im Nachteil. Quito ist ein chaotisches Betonlabyrinth mit hübschen Tupfern, die Bauwut ist ungebremst, die Strassen so verstopft, dass sie auch als Parkplatz verwendet werden könnten. In Quito fehlt es dem Touristen an nichts, ausser an Ruhe. Wir besuchen ein Einkaufzentrum, neben dem das Glatt herzig klein und etwas altmodisch wirkt. Aber wie überall: Der Grossteil der Geschäfte sind - je nach Standpunkt – Modeboutiquen- resp. Lumpenläden. Aber die Altstadt ist trotz der Unmengen von Kleinstläden und Strassenverkäufern eigentlich hochmodern: An jedem Sonntag dient bis zum frühen Abend jede Strasse ausschliesslich den Fussgängern und Velos – keine Autos, Taxis oder Busse stören das sonntägliche Strassenleben!
Den Äquator haben wir bereits etwa 8 Mal
überquert. Aber nur an zwei Stellen war das bemerkbar: An der einen steht eine
riesige Sonnenuhr mit einleuchtenden Erklärungen, wie vor 2000 Jahren der
Äquator gefunden wurde, an der andern ist ein liebevoll aufgebautes privates
Museum. Obwohl ich vermute, dass die gepflästerte Äquatorlinie kaum metergenau
ist, habe ich nicht herausgefunden, wieso der Lavabo-Ablaufwirbel 2 m links und
rechts dieser Linie je in die andere Richtung strudelt, auf der Linie sich
jedoch nicht dreht.
Der „staatliche“ Äquator sei sogar 240 m
daneben, besteht aus einem massigen Obelisk, einem Dutzend Restaurants und
doppelt so vielen Souvenirläden und darf nach Entrichtung von 4 $ besichtigt
werden.
Ein getrenntes Paar: Sie ist auf der Süd-, er auf der Nordhalbkugel |
Jetzt sind wir in Otavalo. Der wöchentlich
stattfindende Tiermarkt ist ein Bad in Farben,
Geräuschen, Gerüchen. Die handelstüchtigen Indianer tragen mehrheitlich
Zöpfe oder Rossschwanz. Mir wachsen die Haare dank massivem Bananenkonsum
überall, nur nicht auf dem Kopf.
Brigitte hat soeben zum Zmorge ein Müesli
mit Erdbeeren, Mango und Bananen zubereitet. Euch in der Schweiz wünschen wir
einen nicht allzu grauen November.
Herzliche Grüsse!
Lukas und Brigitte
Dad, as hast du den am Arm/ an der Hand gemacht?
AntwortenLöschenEin schöner Blogeintrag ist das! Ich bin auch soeben aus den Ferien zurückgekehrt.
Kuss
regula
Euer Foto mit Bananenstrunk als Türstopper würde sich (natürlich nur mit dem dazugehörigen Kommentar) prima in der "Wieso nicht" Reihe vom Sweet Home Blog vom Tagesanzeiger machen! haha
AntwortenLöschenhttp://blog.tagesanzeiger.ch/sweethome/index.php/category/wieso-nicht/
Können Kühe die Bananen mitsamt der Schale fressen, macht das nichts?
Isabelle
Was ich ausserdem noch sagen wollte:
AntwortenLöschen"Heeee, lueg dä Etap und dä Dandy!!"