La Paz – irgendwo auf der miserablen Piste in den Bergen - La Paz - Ciudad Insurgentes – Loreto – Guerrero Negro – ostwärts ans Meer zur Bahìa de Los Angeles – Cataviña – Richtung San Felipe– Mexicali – Tecate - USA
Ohne blutende Herzen verlassen wir den mit Supermärkten,
Hotels, feinen Restaurants und Amis bespickten Süden der Baja California und
fahren nordwärts.
Die Halbinsel bietet zwei Meere: der Golf von Kalifornien
ist ruhig, warm und eher sandig; der im Westen liegende Pazifik ist kühl, wild,
windig, weniger geeignet zum Schwimmen. Wir wechseln mehrmals die Seiten.
Dabei lassen wir uns einige herausfordernde Pistenstrecken nicht entgehen.
Nicht immer gelingt eine Passage – umkehren nach 120 km Hötterli-Dötterli tut
schon weh. Dafür verbringen wir die Nächte auf Horstplätzen über dem Meer,
mitten in der Wüste, umgeben von Steinhügeln, Kakteen, Kaninchen,
Streifenhörnchen und etwas (!) Insekten.
Die Nacht, bevor wir umkehren müssen |
Ohne Pistenfahrten sind solche Orte schwer anzutreffen |
Stühle raus, Kochen und einfach geniessen |
So werden die Stufen an der blödsinnig steilen Piste beim
Versuch, von der Ostküste über die Berge zur Panamaricana zu fahren, so hoch,
dass wir gezwungen sind, umzukehren.
Bis zum Ende des sichtbaren Weges fuhren wir, dann mussten wir umkehren |
Zudem hat ein Stein das Gehäuse des Differenzialgetriebes beschädigt. Der
Fahrer ist äusserst bekümmert (die Beifahrerin versteht Gott sei Dank nicht
viel davon) und kriecht immer wieder unters Auto, um festzustellen, ob und wo
immer noch Öl raustropft.
Reparaturversuch mitten auf der Strasse
Bis er erleichtert einsteigt und meint: „So lange es
tropft, ist es ja nicht so schlimm, denn dann hat es immer noch Öl im
Getriebe“.
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Autsch, das tut weh |
Zurück in La Paz finden wir den uns empfohlenen
Automechaniker. Irritiert reiben wir uns die Augen, weil dieser auf der
Strasse arbeitet, also weder Lift noch gar eine Werkstatt hat. Aber er macht
seine Arbeit gut, zügig, sauber und überlässt
– völlig entgegen schweizerischen Autowerkstätten-Gepflogenheiten – uns
die Rechnungsstellung. So können wir die weiteren Pistenfahrten geniessen, auch
wenn wir jeweils nicht wissen, ob wir auf dem richtigen Weg sind und ob nach
der nächsten Kurve die Bezeichnung „Weg“ noch angebracht ist. Zwischendurch
fahren wir natürlich auch auf der Panamericana und geniessen das „ruhige
Dahingleiten“.
Der Mechaniker darf kurz im hinteren Teil einer Eisenwarenhandlung arbeiten |
Als Ölwanne dient eine aufgeschnittene Ölflasche |
Wir ändern unsere Vorstellung, „täglich“ zu biken auf „einige
Male“. Es fehlt nicht an lockenden
Pisten. Aber mal sind die Temperaturen brutal, mal gibt es zu viel Sand, mal
sind wir zu müde, mal ist es überhaupt... .
Nach einer wunderbaren, flachen, aber sandigen Tour starten
wir zu einer „Gebirgstour“. Während Lukas in Erinnerung an die gleiche Tour mit
Hanspeter vor einigen Jahren Flügel bekommt, gebe ich nach wenigen Kilometern
auf.
Der Champion |
Um Cataviña
– der Ort liegt praktisch in der Mitte der nördlichen Baja California -
präsentiert sich die Wüste von ihrer allerschönsten Seite. Das Fahren auf der
Panamericana macht hier wirklich Freude. Zwischen schönen Felsformationen
wachsen Kakteen in jeder Grösse, Farbe und Art. Mit den dornenundurchlässigen
Wanderschuhen streunen wir durch die Gegend – hier bekomme ich Flügel!
So gefällt mir das Betrachten der Natur, ohne auf das Wegrutschen meines
Vorderrades achten zu müssen.
Herrliches Herumstägeren |
Viele Dörfer, Siedlungen wirken auf uns hässlich,
abstossend, ja beinahe lebensfeindlich. Überall liegt Müll herum, sind
vergammelte Autoabbruchstellen, ausrangierte Geräte. Bauschutt türmt sich
zwischen den Häusern.
Verlassen mit allem Grümpel rundherum |
Wo Siedlungen verlassen wurden, bleiben die ausgehöhlten
Ruinen stehen. Mit dem Land wird umgegangen, als gäbe es davon beliebig viel.
Nirgends wird der Kehricht korrekt entsorgt. Kaum geordnete Müllhalden,
meistens qualmend, aber immer von nahrungssuchenden Geiern und Hundegangs besucht,
deuten den Anfang oder das Ende einer Ortschaft an. Oft sind ganze
Wagenladungen von Müll neben der Strasse endgelagert, Batterien, Getränkedosen
und -flaschen, Pampers, Büchsen, Schrott, PneusPneusPneus, alles wird aus dem
Auto entsorgt. Der Wind trägt Millionen von Plastiktüten fort, irgendwo
bleiben sie an einem Gestrüpp, an Kaktusstacheln hängen. Die Hinweistafeln
„kein Abfall fortwerfen“ nützen offenbar weniger als ein Schildchen in einem
Gefängnis “Fliehen verboten“. Uns stört die Unordnung, der Müll, die
Gleichgültigkeit je länger je mehr – wir
Schweizer können uns absolut nicht daran gewöhnen. Bei uns wird diskutiert,
wieviel Millionen die Erhöhung der Rauchgasreinigung von 99,1 auf 99,5 % kosten
darf. Wir sind uns allerdings auch bewusst, dass wir selbst ordentlich viel
Müll hinterlassen (wohl werfen wir ihn gewissenhaft in die Kübel, aber wohin
gelangt er nach der Verarbeitung von Geiern, Hunden und Wind?)
Im Norden der Baja hat es Quadratkilometer grosse
Gewächshäuser zur Gemüseproduktion. Auch Weintrauben werden angebaut, wobei
wir Rebberge sehen, die der enormen Trockenheit anheim fielen, aufgegeben
wurden. Die Dürre habe Mexiko extrem getroffen. Wasser ist rar; auch
Einheimische trinken nur filtriertes und aufbereitetes Wasser.
Heute sind wir in Mexicali angekommen und gönnen uns ein
Hotel. Die Vorstadt präsentiert sich wie der Ruf von Mexicali: arm, extrem
staubig, grässlich. Ich bin froh, bei 35° im Hotelzimmer ohne Sandfliegen und
Schweisstropfen den Blog schreiben zu können. Morgen werden wir noch in Mexiko
der Grenze entlang nach Tecate fahren und am Montag in die USA einreisen.
Entgegen vieler Erfahrungen und Erzählungen anderer
Reisenden bekamen wir in Mexiko weder mit Polizei- noch Militärkontrollen
Probleme. Immer waren die Uniformierten freundlich, teilweise verstanden sie
auch Spass, nie schikanierten sie uns oder verlangten gar Geld. Auch ausserhalb
von Campingplätze fühlten wir uns an den Übernachtungsplätzen wohl und sicher.
Hin und wieder wurde beim Wechselgeld geschummelt, aber ein Hinweis genügte und
der Rest folgte ohne Diskussion.
Wir grüssen ganz herzlich
Brigitte und Lukas
In wenigen Tagen folgen Fotos vom Treffen mit der Familie
meiner Schwester .
Auf dem Gabentisch liegt nicht nur Bestelltes; Bernadette verwöhnt uns mit Schweizerköstlichkeiten |
Das wunderbare amerikanische Frühstück, zubereitet von Karin und Chris |
Alle Wilhelms am Pazifik in Oceanside |
Wow, die langen, zerzausten Kakteen machen mir Eindruck! Gibt es Samen von diesen?
AntwortenLöschenIn weniger als einer Wochen mach ich mich auf den Weg, dann sind wir alle reisende. Kuss, die Mitte
www.regusreise.wordpress.com
Faszinierender neuer Reisebericht! Eure tollen Fotos begeistern mich. Allerdings begrüsste auch ich weder Müll noch Schotterpiste zum Biken und ergötzte mich wie Brigitte lieber an der grossartigen Flora.
AntwortenLöschenGruss Theres
War schoen alle bei uns zu sehen, hat uns sehr gefreut :-D vielen dank fuer alles und eine gute weiterreise
AntwortenLöschenLove, karin & chris
He, die da auf den Bildern kenne ich doch irgendwoher... Und so reist man tausende von Kilometern fern von zu Hause um Seinesgleichen zu treffen ;)
AntwortenLöschenWir geniessen Eure Reiseberichte und freuen uns stets auf die Neuigkeiten. Und sind sehr auf den weiteren Verlauf gespannt.
Herzliche Grüsse
s'Wilhelms aus Eiken
S'wilhelms aus eiken: Ihr habt nur noch gefehlt :-D
AntwortenLöschenKarin