Oaxaca - Guanajuato - Los Mochis - Kupfercanyon - Los Mochis - La Paz (Mex) - Cabo San Lucas - Todos Santos
Die schmale lange Halbinsel Baja California (sprich Bacha Galifornia) gehört zu Mexiko |
Mexiko ist riesig! So schnell durch- fahren geht nicht so schnell |
„Der Stammumfang beträgt 46 m,
gemäss einer anderen Messung jedoch 68 m.“ Diese Aussage unseres
Reiseführers über den weltgrössten Baum lässt mich gedanklich
fluchen. Wie wäre es mit einer Nachmessung? Als ich aber vor dem
Baum stehe und wieder atmen kann – der 2000 Jahre alte Baum hat mir
beim ersten Anblick den Atmen genommen – verstehe ich: Der Stamm
ist so unförmig, so unrund, dass eine Messungenauigkeit von 12
Metern durchaus tolerierbar ist. Was die Römer, die Inkas und Mayas
vor vielen hundert Jahren bauten, können wir heute als geflickte
Ruinen betrachten. Was die Natur vor dieser Zeit wachsen
liess, ist heute noch da, wohl mit Zeichen des Alters, aber ohne
irgendwelche baumchirurgische Eingriffe.
Miss den Stammumfang! |
Ohne grosses Zögern umfahren wir den
Moloch Mexiko-Stadt. Die Angaben über die Einwohnerzahl schwanken
zwischen 12 und 20 Millionen. Hier wäre das Nachmessen vermutlich
noch schwieriger...
Guanajuato aber lassen wir nicht aus. Zu oft schwärmte Brigitte von diesem Ort. Sie besuchte hier vor 8 Jahren Spanischunterricht und erzählt von den farbigen Häusern, dem fröhlichen Leben in der Innenstadt und den vielen Tunnels (ehemalige Silber-Bergwerksstollen). Sie bereitet mich auch auf extrem enge und dito steile Strassen vor.
Jedes Haus ist mit einer anderen fröhlichen Farbe gestrichen |
Ein grausames Gesöff! Man beachte mein Poker-Face und das entsetzte Gesicht des Trompeters! |
Wir geniessen beide einen herrlichen
Abend in der überfüllten Innenstadt. Auf den Plätzen wird getanzt,
es hat unzählige Klein- und Kleinst-Restaurnts, Chicas suchen ihre
Jäger, Bauchladenverkäufer bieten Kaugummi und Strumpfhalter an,
ein Baby schreit, als habe es saure Milch genuckelt, Jugendliche mit
auffallendsten Frisuren zeigen ihr Können auf den Inlineskates. Dass
ich das bestellte allergarstigste Getränk meines Lebens
halb austrank – es hatte auf der Karte einen so schönen Namen und
ist wohl ein Gemisch von Bier, Maggisauce und Salz – darf
ich als Heldentat abbuchen.
Das
Staubfressen auf Guatemalas Pisten mag anstrengend gewesen sein. Das
Kilometerfressen in den folgenden zwei Tagen ist aber deutlich
strenger, es wird sogar zu einer Belastungsprobe für unsere Ehe.
Nach 1200 km kommen wir getrennt von unseren Nerven in Las Mochis an.
Wir finden sie auch nicht auf dem staubigen, schattenlosen, lärmigen
und völlig überteuerten Stellplatz. Aber wir haben unseren Vorsatz
umgesetzt: Mexiko zugunsten anderer Gegenden praktisch auszulassen.
1200 km in 2 Tagen |
In Las Mochis
wollen wir die Fähre nach der Baja California sowie die Zugsfahrt
zum Kupfercañyon buchen.
Sind wir noch zu wenig lang in südlichen Ländern, dass wir die hier
herrschende Mentalität noch nicht verinnerlicht haben? „Etwas vor
Abfahrt herkommen, bezahlen und einsteigen“ heisst es an beiden
Verkaufstellen. Tatsächlich ist der Touristenzug für die
achtstündige Fahrt bei weitem nicht voll, einer der vielen
Zugsbegleiter verkauft im Zug die Billette. Wir geniessen die
komfortable Fahrt im klimatisierten Wagen mit offenen Plattformen
durch verdorrte Ebenen, dann bergwärts mit unzähligen Kehren und
Tunnels bis zum Rand des Cañyons.
Auf dem höchsten Punkt verlassen wir den Zug. Und ja: Die Schlucht
verdient ihre Berühmheit allerdings: Sie sei dreimal grösser und
tiefer als der Gran Cañyon,
ist begehbar, ja sogar bewohnt von Indianern. Und wir hauen in die
Vollen: Wir „steigen ab“ im schönsten (und teuersten) Hotel
direkt am und im Abriss, chartern für den kommenden Tag einen Führer
und geniessen einen Panoramablick aus der Seilbahn in den Cañyon
– man gönnt sich ja sonst nichts!
Klimatisierte Wagen, aber je am Anfang und Ende eines Wagens kann man auf die offene Plattform |
Tunnels und Brücken à discretion. Für verwöhnte Schweizer Bahn-Fans ist die Strecke aber nicht wirklich sensationell |
Die Überfahrt nach der Baja California - trotz des Namens und den Horden urlaubender US-Amerikaner immer noch Mexiko – dauert sieben Nachtstunden. Unser Auto ist 35 cm zu lang, um noch als PW taxiert zu werden. Ist es meinen ausgezeichneten Spanischkenntnissen oder meinem Charme zu verdanken, dass ich die Schalterbeamtin überzeugen kann, uns den halb so teuren, also 400 Fr. billigeren „PW mit übermässiger Ladung“-Tarif zu geben?
Vor vier Jahren
konnte ich mit einem Freund eine unvergessliche, herrliche
dreiwöchige Velo-/Autoreise durch die Baja machen. Auch deshalb
freue ich mich auf dieses Gebiet des ewigen Sommers mit viel Meer und
guter touristischer Infrastruktur. Die erste Nacht verbringen wir in
einem kleinen Ort am Golf von Kalifornien. Innerhalb der letzten vier
Jahre hat er sich aber gewaltig verändert: Statt je einem Restaurant
hat es jetzt viele, der Campingplatz wich einer pompösen
Hotelanlage, die Sandstrassen sind asphaltiert, spanisch sprechen nur
noch wenige Fossile (und zwei Schweizertouristen), die Waschmaschine
lässt sich ausschliesslich mit US-Münzen füttern, die Stelle eines
Ruhebänklis und Kakteen hat ein Immobilienbüro übernommen. Das
Dorf hat eindeutig seinen verschlafenen Charme verloren. Aber mein
Gesprächspartner schwärmt davon, wie das Dorf gewachsen sei, wie es
sich gemausert hat. Ich merke, dieses Dorf ist stellvertretend für
die ganze südliche Baja California: In Cabo San Lucas erklärt mir
der Fischer-Lehrer, dass er vor 25 Jahren noch jede Person in der
Stadt persönlich kannte. Heute hat diese Stadt 175 000 Einwohner...
Leere Strände, für ein Cämperli 1a |
Apropos
Fischer-Lehrer: Da ich es satt habe, stundenlang und erfolglos mit
der Rute ins Meer hinaus zu zeigen, nehme ich das Angebot
eines ehemaligen Fischers an. In seiner Nussschale tanzen wir auf dem
Pazifik und vergällen vier prächtigen Fischen das Weitertanzen (um
Deinem Vorwurf wegen angewandtem Fischerlatein zuvorzukommen,
verzichte ich auf eine Längenangabe). Zurück beim Cämperli komme
ich mir vor wie der Gangster nach dem genau geplanten und geglückten
Überfall: Er weiss nicht weiter. Was mache ich im Cämperli bei 30°
C mit kiloweise unausgenommenen Fischen und einem Gefrierfach, das
nur wenig grösser ist als eine Zündholzschachtel? Soviel sei
verraten: Wir haben uns tüchtig überessen!
Israel fischte früher allein, jetzt gibt er seine Kenntnisse an Touris weiter |
Jetzt pendeln wir zwischen
der West- und Ostküste der Halbinsel hin und her, zwischen dem
Pazifik und dem Golf von Kalifornien. Wir gewöhnen uns ans englisch
sprechen, an US-Dollar und an eine touristische Infrastruktur. Und
geniessen nebst der auf Höchstleistung eingestellten Sonne
klimatisierte Einkaufszentren und Restaurants. Und bezahlen dort fast schweizähnliche Preise.
Habt auch eine gute Zeit!
Lukas und Brigitte
Nun wird es also etwas westlicher...Nimmt mich wunder wie Eure Reise weiter geht!
AntwortenLöschenKuss, regula
Hallo zusammen
AntwortenLöschenDanke für den Bericht. Bei uns ist nun auch der Frühling eingekehrt und wir hatten schon zwei heftige Hagelgewitter. Nur die Temperaturen sind sicher nicht mit euren zu vergleichen.
Liebe Grüsse aus der Innerschweiz
Rita und Peter
Hallo zäme, mir gefallen besonders die schregen "Tschäpple" auf der Velotour, fast wie die kleinen Gangster an Schweizer Bahnhöfen =). Auf eure Hautfarbe bin ich neidisch...! Herzlich, Stefanie
AntwortenLöschenSchräg sind die Gorros nur um uns vor der Sonne zu schützen und nicht weil wir alte Gangster sind.
LöschenUnd? Auf die Falten auch neidisch?
Liebe Grüsse Brigitte