Granada (Nicaragua) –
Managua – Leòn – Honduras - San Salvador – Quiriguà – Tikal
– Belize City – Tulum - Cancun
|
In einem untouristischen
Städtchen stellen wir unser Auto zum Übernachten zwischen ein paar
konfiszierte Unfallautos auf dem kleinen Parkplatz vor der
Polizeistation. Anstandshalber fragen wir eine Polizistin, ob das ok
ist. Sie führt uns zu ihrem Vorgesetzten, dieser getraut sich aber
auch nicht zu entscheiden. Er will sich bei seinem Vorgesetzten
absichern. Dieser will zuerst unsere Papiere sehen – Pass,
Autoeinfuhr, Migration, Fahrausweis, ganzer Stapel. Obwohl alles in
Ordnung ist, kommt er zum Schluss, dass es für die Polizei ein
Sicherheitsrisiko sei, wenn fremde Personen auf einem der Polizei
gehörenden Parkplatz weilen.
Merke: Ein Entscheid eines
ranghohen Polizisten ist nicht verhandelbar.
Im gleichen Städtchen
stellt sich uns eine Frau als Schweizerin aus der Romandie vor (das
auf dem Auto klebende weisse Kreuz dient also nicht nur dazu, uns als
Ambulanzfahrzeug zu bevorzugen!). Wir laden sie und ihren
herbeigerufenen Ehemann zu Kaffee und so ein. Seit drei Jahren
arbeiten sie hier für eine Schweizer Entwicklungshilfe-Organisation
und bauten eine Institution auf, die es arbeitenden Kindern und
Jugendlichen ermöglicht, nebst ihrer Berufstätigkeit
(Kaffeepflückerin, Schuhputzer, Busfahrer-Assisitent,
Markt-Verkäuferin) eine gute Ausbildung zu erhalten. Kinderarbeit
sei leider absolut nötig, sind doch in 80% der Familien die Frauen
alleinerziehend und auf einen Zusatzverdienst der Kinder angewiesen.
Die Jungen, welche ihre angebotene Ausbildung freiwillig und gern
mitmachen, hätten eine hohe Chance, aus den
Billigstlohn-Beschäftigungen herauszukommen. Wir glauben dem
Ehepaar, werden wir doch anschliessend an das Gespräch erstaunlich
professionell von jungen Mädchen interviewt. Sie dürfen bezahlt für
eine lokale Fernsehstation arbeiten. Merke: Es
gibt sinnvollere und machbarere Alternativen zu „verbieten“, und:
Wer in der Schweiz 62 Jahre lang nicht im Fernsehen auftreten konnte,
schafft das jedoch in Nicaragua!
Interview fürs Fernsehen - jeder spanisch gegaxte Satz erfordert viel Schweiss |
In
einem Städchen nahe der honduranischen Grenze – wir haben soeben
das Dörfchen mit dem höchst sympatischen Namen „San Lucas“
besucht – finden wir einfach keinen geeigneten Übernachtungsplatz,
nicht einmal die Tankstelle will uns. Auf einem grossen Naturplatz
stehen ein alter Lastwagen, ein Schulbus (wahrscheinlich der
Grossvater vom Lastwagen) und ein kleines Restaurant. Der Besitzer
tauscht Fr. 2.50 gegen eine Standbewilligung, inkl herrliche
Freiluftdusche und unzumutbarem WC.
Viel Aufwand für eine Dusche - aber der Strahl ist perfekt! |
Er
bietet mir nebst dem Restaurant (es gibt „alles!“) auch die
Dienste seiner Reparaturwerkstatt an. Es werde „alles“ repariert
und er sei Elektroingenieur, spezialisiert auf Sonnenenergie. Sofort
prüfe ich seine Selbstdarstellung: ich bräuchte dringend zwei
Gel-Batterien, und nirgends finde ich solche. Ich traue meinen Ohren
nicht, als er mir anerbietet, in 1 1/2 Stunden zwei solche zu
beschaffen. Und ich traue meinen Augen nicht, als sie 90 Minuten –
mit einer schweizerischen Uhr gemessen! - auch da sind. (Der günstige
Preis lässt mich verkraften, dass es nicht eine Gel-, sondern nur
eine Gel-ähnliche Batterie ist). Seit jener nächtlichen
Einbau-Aktion können wir wieder ungehemmt Licht und Kühlschrank
benützen.
Merke: Fahre
auf der Suche nach einem raren Artikel nicht verzweifelt in einer
Grossstadt herum, sondern warte, bis die Stunde gekommen ist.
Auch
beim honduranischen Grenzübergang nehmen wir die Dienste eines
Helfers (auch Schlepper genannt) in Anspruch. Er verspricht, in 10
Min alles erledigt zu haben – für 10US$ zusätzlich zu seinem
Trinkgeld. Brigitte protestiert, sie wolle nichts Illegales. Der
Schlepper lacht: „Das ist nicht illegal, sondern beschleunigt bloss
die Abläufe!“ Tatsächlich kommt er nach weniger als der
versprochenen Zeit mit allen nötigen Stempeln zurück – uns
brauchte es gar nicht! Und dann erleben wir noch eine
Live-Vorführung: Ein Zollbeamter kontrolliert den Inhalt des
Cämperlis. Nach dem dritten geöffneten Kästli streckt der
Schlepper dem Beamten zwei A4-Blätter mit einer herauslugenden
5$-Note entgegen und sagt ungeduldig: „Schnelle Variante bitte“.
Augenblicklich verlässt der Zöllner das Auto. Merke:
Je nach Ort bekommt man für 5$ Servelats und Brot oder etwas Öl
fürs klemmende Bürokratie-Getriebe.
Jeder Schlepper hat eine selbst gebastelte Legitimationskarte - und zeigt stolz sein Werk |
Bei
der Ausreise von El Salvador erschrecke ich fast: Ein Beamter kommt
zu mir, nimmt das verlangte Papier, behandelt es im Büro und bringt
es mir wieder! Man stelle sich vor: Der Beamte macht den Weg und
nicht der Grenzgänger! Merke: Mit
einer unerwarteten Freundlichkeit kannst Du Ausländer nachhaltigst
beeindrucken.
Natürlich
nahmen wir uns die Zeit, in Guatemala die Maya-Kultstätte Tikal zu
besuchen. Mitten im Urwald hat es viele mit Pyramiden zu
vergleichende Türme. Die meisten Maya-Gebäude leiden an Zerfall wie
das Gebiss eines 90jährigen guatemaltekischen Mütterleins.. Vor
lauter geschichtlichen Fakten steht im Führer nichts über den
faszinierenden Urwald, über die umwerfende Sicht über das grüne
Baummeer von einem der Türme, über den bestehenden Wanderweg.
Merke: Auch neben archäologischen Sehenswürdigkeiten gibt's Sehenswertes.
Merke: Auch neben archäologischen Sehenswürdigkeiten gibt's Sehenswertes.
Belize
kommt uns wie eine Insel vor. Wer weiss schon, wo dieses Land
überhaupt ist? Und wer ist sich bewusst, dass dort englisch
gesprochen wird? Dass ein Grossteil der Leute schwarz ist? Und dass
dort alles noch entspannter zugeht als in den mittelamerikanischen
Ländern? Noch einen Gang zurückschalten fiel uns nicht so schwer.
Aber von der Fremdsprache spanisch plötzlich auf englisch
umzustellen, fiel mir überraschenderweise gar nicht so einfach. Und
der Akzent der Belizer gleicht schon eher einem Fass Teer als einem
sprudelnden Bächlein. Die vorwiegend hölzernen Behausungen stehen
häufig auf Stelzen. Die Bevölkerungsdichte ist 20 Mal kleiner als
diejenige der Schweiz. Und Kirchen hat's offenbar für wirklich jede
Glaubensvariante! Ein Einheimischer bemerkte, eine richtige Strasse
habe einen Futterladen, ein Gesundheitslädeli und eine eigene
Kirche...
Unerwarteterweise
fühlen wir uns in Mexiko schon fast wieder wie zu Hause. Der erste
Eindruck ist der eines geordneten, sauberen Landes. Wir steuern den
gemäss Tages-Anzeiger (Tagesanzeiger) weltweit zweitschönsten Strand in Tulum an.
Nebst pulverfeinem Sand und einer Badewanne bis an den Horizont gibt
es erst noch Maya-Überreste. Um das Salz wieder loszuwerden, können
wir in einer Cenote baden. Das sind kreisrunde (Durchmesser einige
hundert Meter), sehr tiefe Löcher im Kalkboden, gefüllt mit
lauwarmem Wasser in Trinkqualität.
Da ist es jemandem uhuere wohl |
Himmel und Erde verschmelzen |
Was ist
ein Reisebericht ohne Wetterangaben? Also: Im mittleren und
nördlichen Südamerika erwischten wir die Trockenzeit. Stahlblauer
Himmel mit kalten Nächten war die ungebrochene Regel. Jetzt lesen
wir von Überschwemmungen, von weggespülten Strassen in Peru und
Bolivien. Jetzt, wo wir in Zentralamerika sind, ist hier die
Regenzeit vorbei. In der herrschenden Trockenzeit ist Regen praktisch
auszuschliessen. Dafür ist die Vegetation ausserhalb der Wälder
recht dürr. In Honduras und El Salvador hatten wir Tagestemperaturen
weit über 30°, einmal erreichte sie gar unübertriebene 40°!
Seit
dem östlichen Guatemala, in Belize und jetzt in Mexiko ist ein sechs
Tage dauernder sehr unüblicher Kälteeinbruch: Am Tag nur zwischen
25 und 30°, des Nachts brauchen wir sogar eine leichte Decke! Aber
wir wollen nicht klagen...
Jetzt
suchen wir ein Plätzli, wo unser Cämperli ungestört ausruhen kann,
während wir uns mit Isabelle in Kuba treffen. Und sicher werden wir
uns entscheiden können, welcher der vielen Dutzend Karibikstrände
um Cancun uns die drei Tage bis zum Abflug am dienlichsten ist.
Der Arzt rät, immer genug zu trinken... |
...und ich bin ein besonders folgsamer Patient |
Ihr geht jetzt Schneeglöggli und Krokusse suchen, wir bemühen uns um ein Bsüechli bei Fidel.
Liebe Grüsse!
Lukas und Brigitte
Hola! Ich hoffe sehr, dass ihr einen dienlichen Strand gefunden habt, auf eine "ausreichende und regelmässige Flüssigkeitszufuhr" achtet und nicht so einfach aus dem ruhigen Gang fliegt - way to go! Grüsst mir Fidel und vor allem Eibel, ich streichle dafür ein Maiglöggli. Ah ja, und bitte nehmt die schönen Diätpillen vom Blogg :)
AntwortenLöschenganz lieber Gruss
Franziska
Und wem soll der Vogel gleichen, ich tippe auf Busch ??
AntwortenLöschenBush meine ich!
AntwortenLöschenYou better belize ist! An manchen Orten von Eurem Blog war ich auch!!! Belize fand ich unglaublich schön, Guatemala natürlich auch.
AntwortenLöschenIch musste ein paar mal laut lachen beim Blog und den Fotos. Wunderbar!
Viel Spass mit Eibel
regula
Hallo zusammen
AntwortenLöschenEs wird mir schon zu einer Gewohnheit am Sonntagmorgen euren Blog zu lesen und mich an den herrlichen Fotos zu erfreuen. Ja bei uns wechselt sich Winter und Frühling dauernd ab. Es ist immer noch zwischendurch recht kalt und es schneit auch immer wieder. Aber sicher bald wird uns der Frühling auch etwas Farbe und Wärme bringen. Ganz liebe Grüsse aus der Innerschweiz
Rita und Peter
Lieber Götti... immer schön das Ränzli einziehen fürs Foto beim Kreuz oben rechts! Ich glaube och sollte euren Blog künftig nicht mehr anschauen - unheimliches Fernweh und enorme Reiselust hindern mich am arbeiten :-). HERZliche Grüsse aus Bern, Stefanie
AntwortenLöschen