Lieblingsspruch der Ticos: Geniesse das Leben, mach Dir keine Sorgen... |
An die feuchte
Hitze haben wir uns mittlerweile etwas gewöhnt, so fällt ein weiterer Abstecher in den westlichen Teil der
Costa-Ricanischen Osa-Halbinsel nicht schwer. Um 6 Uhr, also bei
Sonnenaufgang, starten wir eine Bootstour. Die Vogelwelt ist soeben erwacht,
die Kaimane sind müde von der nächtlichen Jagd und aalen sich auf den
Sandbänken, um an der Sonne sich wieder aufzuheizen.
Bei Ebbe steigt er aus dem Wasser |
Papageie schreien
lieber, als dass sie stillehalten für ein Foto. Ein Tukan spielt Versteckis: Er
verschwindet immer wieder in seinem Baumloch und guckt nur ganz schnell heraus;
die Fledermäuschen aber halten still, sie haben sich in einer Reihe am
Baumstamm festgekrallt und werden den Tag kopfunter verschlafen.
Fledermausparade |
Wenn sich der
Wasserspiegel bei Ebbe senkt, liegen prächtige Wurzelgebilde bloss, und Krebse wandern die feuchten Stämme
hoch. Lange nicht alles können wir auf Fotos festhalten: Schmetterlinge
verweigern permanent das Landen auf einer Blume, Eisvögel ziehen es vor, sich
gegen das Licht niederzusetzen, die
Kapuzineräffchen turnen lieber im belaubten Gehölz herum als sich fotogen zu
posieren, Schildkröten stürzten sich vor unserer Kamera entsetzt ins Wasser.
So bleiben viele Tiere wohl in unserer Erinnerung, aber nicht im Fotokasten.
Weniger
naturbelassen ist die Umgebung von Sierpe. Gewaltige Palmhaine zur Ölgewinnung
dominieren die Landschaft. Der Biodiesel fordert eine naturfeindliche
Monokultur.
Daraus wird das Palmöl gepresst |
Wer kennt nicht
die Konserven von Del Monte? Im Norden Costa Ricas durchfahren wir Ananasplantagen dieses
Konzerns. Soweit das Auge reicht, ist die hügelige Landschaft vom Anbau und der
Verarbeitung der Ananas geprägt. Riesige Maschinen sorgen für genügend
Insektizid, Düngung und Hormone für eine regelmässige Ausreifung der Früchte.
Von Natur aus reifen die Ananas nicht gleichmässig schnell, was die Ernte auf
diesen grossen Flächen kompliziert. Mit spezieller Chemie könne aber der
Reifungsprozess uniformiert werden, so erklärt uns ein seit Jahren hier
lebender Schweizer,
Die Ananasplantagen von Del Monte |
Zwischendurch
dürfen wir wieder einmal Höhenluft und nächtliche Temperaturen unter 20°C
geniessen. Auf 2'700 müM lässt es sich herrlich schlafen. Dieses Mal wollen wir den Paradiesvogel
„Quetzal“ sehen. Wir wandern ab sechs Uhr während drei Stunden durch den
zauberhaften, kalten Regenwald, der über und über mit Moos, Bromelien und
Lianen bewachsen ist. Trotz Lockrufen unseres Führers scheinen die Quetzals
heute keine Lust auf Fotosessions von Touris zu haben. Am Ende klappt’s dann
doch noch: ein Weibchen sitzt lange (natürlich auch gegen das Licht!) hoch oben
auf einem Ast, und plötzlich schwebt ein Männchen zauberhaft durch den
Feenwald. Seine langen Schwanzfedern blitzen in der Sonne auf – und weg ist er;
uns bleibt ein einmaliger Augenblick in Erinnerung.
Scho äs bitzeli gfürchig |
In der Nähe von
San José treffen wir auf Patrick und Kathi, welche auf ihrer Weltreise zufällig
zur gleichen Zeit in Costa Rica sind wie wir. Patrick und Lukas arbeiteten im
gleichen Schulhaus.
Patrick und Kathi haben den Tag noch schöner gemacht |
Der
Gesprächsstoff dreht sich dann auch bald mal um die Schule; Schüler, Systeme,
Effizienz... Der Ausflug auf den Vulkan Irazú lenkt aber bald vom
ehemaligen Berufsleben ab und begeistert uns alle. Am Parkeingang – pro Person
sind 10 $ fällig – entmutigt man uns mit „es gibt nichts zu sehen; nur Nebel“.
Aber jetzt sind wir hier und wollen hochfahren. Auf 3430 müM empfängt uns ein
eisiger Wind; na ja, die Aussicht beschränkt sich auf wenige Meter. Aber eine
Stunde später – wir brunchen gemütlich im Merzli – reisst der Himmel auf, die
Sicht wird prächtig. Die Aussicht in den Haupt- und einen Nebenvulkankrater–
der Kratersee ist jetzt ausgetrocknet – lässt die Wucht eines Ausbruches
erahnen. Ob wohl bei einem solchen die Vorschrift, rückwärts zu parkieren, noch
hilfreich ist?
Links der grosse, rechts der kleine Krater |
Wir geniessen den Tag |
Costa Rica ist kein Billigland, aber sie haben die schönsten Geldnoten.
Das Angebot im Supermarkt ist verlockend, die Früchtestände an der Strasse
unwiderstehlich. Alles ist wieder erhältlich; die Preise sind aber vergleichbar
mit denen in Deutschland. Und sogar die Schweizerpreise werden übertroffen: Für
2,5 km Wanderweg sollen wir 10 $
bezahlen!
Bargeld beziehen wir normalerweise an Automaten. Noch in der Schweiz
haben wir ein Postkonto eingerichtet, welches, sofern es ein Polster von min.
25'000 Fr. hat, weltweit einen kostenlosen Bargeldbezug verspricht. Herauszufinden,
welche Bank diese Postcard und welche nur die Bankkarte (diese aber mit
unanständiger Spesenbelastung), akzeptiert und welche überhaupt Geld
rausspucken, ist Lukas’ Job. In Costa Rica werden die Preise praktisch immer in
US$ und in der Landeswährung, in Colones, angegeben. Dank des ungewohnt hohen
Preisniveaus muss Lukas häufig seinem Job nachgehen! Jedes Mal meint er, dass
er jetzt zu viele Colones bezogen habe und diese an der Grenze zu Nicaragua
wieder umtauschen müsse. Weit gefehlt: Reiten und eine weitere Bootsfahrt in
Caño Negro – einem interessanten Feuchtgebiet im Nordosten von Costa Rica
- haben den zu hohen Bezug gleich wieder
weggefressen. Dann gibt’s unterwegs noch ein Heimetli eines Schweizers mit
gemütlicher Beiz und heimatlichen Preisen: Was Lukas nicht hindert, Rösti und
Bratwurst zu bestellen und ich wähle Schnipo mit anschliessendem Meringue. Der
Schweizer hat sein Idyll im Chaletstil, inklusive Kapelle mit heimeligem
Glockengeläut, einer Schmalspurbahn mit Kehrviadukt und Drehrestaurant mit
Blick auf den Arenalsee errichtet.
Die Schweiz am Arenalsee |
Viele Jahre lieferte der Vulkan Arenal täglich das abendliche
Schauspiel: Er spuckte glühende Lava und dito Steinbrocken (gemäss Reiseführer
zählt er zu den fünf aktivsten Vulkane der Welt). Vor zwei Jahren kündigte der
Vulkan aber fristlos. Deswegen kommen weniger Touristen in diese Region. Wegen
der schlechten Wirtschaftslage in den USA bleiben auch noch die Amis weg. Sie benötigen Geld und verkaufen hier
ihre Häuser. So schmücken „for sale“-Schilder viele Vorgärten. Wir lassen uns
nicht verführen; was sollen wir in Costa Rica ohne unsere Familie, ohne unsere
Freunde? Schönwetter hin oder her, wir fahren weiter.
Als letzten Nationalpark besuchen wir den Rincón de la Vieja. Auf einer
dreistündigen Wanderung durch den trockenen Urwald mit riesigen Bäumen, welche
auf gewaltigen Stämmen wachsen, kommen wir an brodelnden Stellen vorbei.
Überall zeigen sich die Verdauungsbeschwerden unserer Erde: An einigen Stellen
pfeift ein Überdruckventil oder kleine Geysire schiessen Wasser in die Höhe. An
anderen Stellen köchelt ein Schlammbrei vor sich hin. Dieses Mal lassen wir das
Schlammbad lieber bleiben. Kapuzineräffchen turnen im Geäst herum, können
zappelphilippartig kaum stillsitzen. Ein Weibchen trägt ein munziges Junges
auf dem Rücken – die Affenfamilie führt ein Affentheater auf. Wir können uns am
Schauspiel kaum sattsehen.
Blubb, blubb... |
Nahe der Grenze zu Nicaragua baute eine Schweizerfamilie während 15
Jahren einen Landwirtschafts- und Tourismusbetrieb auf. Es ist herrlich bei Agi
und Guido mitten im Trockenwald zu wohnen. Zwei Faultiere angeln sich
namensgerecht den Baum hinauf, das Krokodil sonnt sich auf dem Stein, Geckos
schnalzen am Abend, Brüllaffen kommen ganz nahe heran und machen einen
Heidenlärm, während sich der Klammeraffe elegant von Ast zu Ast schwingt. Schön
angelegte Trails führen durch die Hacienda, wo Guido auch eine Teakholzplantage
angebaut hat. Abends kocht Agi wunderbaren Gemüsegratin (wann haben wir das
letzte Mal sowas gehabt?) und Fisch. Die Birchlers haben wir hier wieder
getroffen; Franz und Lukas geniessen aus Wiedersehensfreude kubanische Zigarren.
Die Zigarren rauchenden Geniesser |
Mit vollem Bauch und herrlichen Erinnerungen nehmen wir Abschied von
Costa Rica und einmal mehr von Franz und Brigitte.
Will man Tiere sehen, kommt man in Costa Rica voll auf die Rechnung;
fürs Naturspektakel aber sind Ecuador, Peru und Bolivien zuständig.
Wertvoll aber völlig unspektakulär: Teakholzplantage |
Die Grenzübertritte in Zentralamerika haben einen schlechten Ruf. Sie
erfordern drei G: Geduld, Geld und einen Guide, natürlich
auch für die Einreise nach Nicaragua. Geld:
Autoversicherung, Stempelgebühren, Einreisegebühr – alles muss in US$ bezahlt
werden, obwohl Nicaragua über die eigene Währung, den Cordoba verfügt. Geduld: Wäre nicht so schlimm, wenn der
einzige zur Schluss-Unterschrift berechtigte Polizist nicht in der Mittagspause
wäre. Mehrere Busladungen warten, weil der Chauffeur eben dieses Visum braucht.
Guide: Auch wir warten;
allerdings fordert unser 5$-Helfer den
mittagessenden Polizisten erfolgreich auf, für einige Sekunden die Gabel mit
dem Stempel zu tauschen. Nach zweieinhalb Stunden haben wir’s geschafft und
fahren auf Nicaraguas Strassen! Die Landschaft ist ausgetrocknet. Noch einen
Monat dauert die Trockenzeit, dann wird
Nicaragua wieder grün sein.
Granada ist gerade in Festtagsstimmung: Es sind die Tage der Poeten. Wir
sehen Folkloretänze, einen Kunstmarkt und weil’s Samstag ist auch viele Leute,
die sich im grossen Park amüsieren. Bei Bier und Nachos (eine kleine Mahlzeit
mit Maischips, Bohnensauce, Tomaten, Zwiebel, Koriander, mit Käse überbacken)
schauen wir dem Treiben zu. Granada ist ein schönes, relativ verkehrsarmes
Kolonialstädtchen. Die Leute sind freundlich, viele Männer haben einen etwas
melancholischen Blick, die Hautfarbe ist dunkel. Wir werden nur wenige Tage in
Nigaragua verbringen, weil wir am 11. März von Mexiko nach Kuba fliegen
werden.
Wir grüssen herzlich bei permanenten Temperaturen über 30°C, nachts kühlt’s
jetzt auf angenehme 24° ab.
Brigitte und Lukas
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
AntwortenLöschenIch bekomme Meldungen, dass Kommenteinträge vom System nicht angenommen werden. Ob es bei mir funktioniert?
AntwortenLöschenLukas
- was macht ihr mit dem Auto wenn ihr in Kuba seid?
AntwortenLöschen- bringt ihr mir so ein Weissschulterkaputzineräffchen mit?
- Oder wenn das nicht klappt den Nasenbär?
- Und, wir wars für Dich Mam mal Lehrerin zu sein?
- in ca.7 Wochen gehts bei mir los :-)
Kuss
regula
Pfui, weder Wassschulterkapuzineräffchen noch Nasenbären haben in unseren Stuben etwas zu suchen. In Belize gibt es einen speziellen Zoo, wo gestrandete Tiere, geraubte und verletzte Aufnahme finden. Ganz tolle Einrichtung! Das Auto lassen wir am Flughafen von Cancun stehen (nehmen wir mal an, dass es klappt). Nur noch 3 oder 4 mal schlafen, dann werden wir Isabelle sehen.
LöschenLiebe Grüsse the oldies