Panamá – Santa Clara – Strand Las
Lajas – Boquete – Grenze Costa Rica - Halbinsel Osa
Während des Stempel- und
Schalter-Hürden-Orientierungslauf im Hafen Colón in Panamá stellt
es mir hie und da ob der Effizienz und Logik der Abläufe die
Nackenhaare auf. Aber das mehrfach geordnete, gebostichte, dann
kontrollierte, wieder auseinandergenommene und ergänzte, neu
gebostichte und kontrollierte, nochmals auseinandergenommen und neu
geordnete und gebostichte, schlussendlich auf jeder Seite wuchtig
endgestempelt und liebevoll mit schwungvollen Unterschriften
verzierte Formularbündel musste ich respektvoll behandeln, wurde es
doch unterwegs zweimal von Polizeikontrollen verlangt, kontrolliert
und – für in Ordnung befunden!! Aber bis ich aus dem Hafen
entlassen wurde, fühlte ich mich vermutlich wie ein panamesischer
Hund.
Am Stadtrand von Panamá-City, beim Yacht Club, retablierten wir: Die Futtervorräte werden aufgestockt, die Mägen befriedigt
und der Schaden an der Lenkung – das
Cämperli wurde auf dem Rack allzu gewaltig festgezurrt –
behoben.Und am Sonntag kamen wir in den Genuss einer sportlichen
Veranstaltung. Ja, einem Ironman-Wettkampf zuzuschauen ist angenehmer
als selber teilzunehmen bei Temperaturen, bei denen schon der blosse
Gedanke an körperliche Anstrengung lästig ist.
Nach dem ersten herrlichen Strandtag in
Panamá bestärkt uns eine Werbetafel am Strassenrand im Entschluss,
auch den Strand von Las Lajas aufzusuchen. „Sie wollen ins
Paradies? Es ist in Las Lajas“. Wie schön, wenn eine Werbung nicht
übertreibt! Der schwarzsandige Strand ist unendlich gross und
praktisch menschenleer. Dass die Bambushütten nicht ganz so sauber
sind wie unser Merzli kurz vor einer unumgänglichen Grossreinigung,
stört uns nicht, wir führen unser Hotel ja mit uns. Lange spielen
wir mit den Wellen, müssen aber hie und da aus dem warmen Pazifik
steigen, um uns abzukühlen...
Abkühlen? Ein gutes Stichwort! Das
touristische Boquete liegt auf deutlich über 1000 müM. Um den fast
dreieinhalb tausend Meter hohen Vulkan zu besteigen, können wir mt
dem Auto in einem grausam steilen „Bachbett“ bis auf 2300m
hochfahren. Die Temperatur ist abends noch 10° und verspricht vor
dem Gewaltsmarsch einen erfrischenden Schlaf. Aber genau zwischen Tag
und Traum klopft jemand zaghaft ans Auto. Abends nach 10 Uhr, in
dieser sehr abgelegenen Gegend? Durchs wenig geöffnete Fenster
spreche ich mit einem jungen Mann. Trotz rabenschwarzer Nacht sagt
mir sein Gesichtsausdruck, seine gehauchten Bitten, dass er eher ein
Hilfesuchender als ein Krimineller ist. Also öffne ich ihm die Türe
und lege den Pfefferspray diskret weg. Um einen Pullover, um Wasser,
einen Teller Teigwaren und zwei Beckeli voll Kaffee lässt er uns
nicht zweimal fragen. Er heisse Angelo. Und er komme vom Himmel. Aha,
nach dem Paradies am Strand bekommen wir nun Besuch von einem
himmlischen Engel. Weitere Auskünfte kann oder will uns der völlig
verwirrte, unterkühlte, ausgetrocknete Angelo nicht geben. Er bittet
uns weinend, ihn ins Spital zu fahren.
Aber eine Nachtfahrt zwischen den
Bollensteinen hindurch kann ich weder mir noch dem Auto zumuten. Also
betten wir unseren Engel auf ein Mätteli am Boden. In die dickste
Decke eingemummt, schläft Angelo wie ein Engel muckslos bis am
Morgen durch. Allerdings ängstigt mich seine extreme Ruhe, und ich
vergewissere mich zweimal, dass er sich nicht Richtung Himmel
verabschiedet hat.
Da unser Gast auch nach dem Frühstück
völlig verwirrt ist und immer wieder in Weinen ausbricht, auch nach
Fangfragen nichts über sich preisgeben kann, fahren wir ins Dorf ins
Spital. Er wird dort liebevoll und professionell aufgenommen und
untersucht.
Wir ersetzen die strenge
Vulkanbesteigung durch einen gemütlichen Wanderweg. Wegweiser
scheinen auch hier strengstens verboten zu sein. Die eine Gabelung
des Weges endet vor einem mit Kette geschlossenen Gatter plus
„privado-Tafel“, die andere an einem unscheinbaren „kein
Durchgang“-Täfeli, es ist aber mit vier giftig kläffenden Hunden
verstärkt.
Abends treffen wir unsere Reisefreunde
Brigitte und Franz wieder. Wir trinken nicht nur Bier mit ihnen,
sondern beschliessen, morgen zusammen einen Teil des bekanntesten
Wanderweges Quetzal durch ursprünglichen Regenwald zu gehen. Einige
Stichworte dazu: Abwechselnd lieblich und wild, teilweise sehr steil,
Flüssli queren, angenehm warm, aber nicht heiss, moosig, Lianen,
Farnbäume, kaum Insekten.
Bevor wir Boquete verlassen, erkunden
wir uns im Spital nach Angelo: Der 19jährige ist wieder bei seiner
Familie. Er hat psychische Probleme, verirrte sich bei einer
Solo-Wanderung, fand uns nach zwei Tagen und einer Nacht nach dem
Überqueren des Vulkans und ist dringend auf seine Medikamente
angewiesen. Ausserhalb seiner Eskapaden heisst er Juan-Pierre.
Wir geniessen eine Autofahrt auf guten,
schmalen Bergstrassen und suchen dann einen als sehenswert
beschriebenen Strand. Da unser Navigationsgerät hier nicht
funktioniert, Schilder weiterhin nur für Werbezwecke zugelassen zu
sein scheinen, fragen wir eine Señora nach dem Weg. Da wir ihren
Wortschwall schlecht verstehen, anerbietet sie sich sofort, mit uns
zu fahren, da ihr Zuhause am Weg liege. Es war nicht gerade eine
win-win-Situation, da diese Dame dem Grundsatz „alle Wege führen
nach Rom“ nachlebt. Von Effretikon kommt man doch auch über
Winterthur nach Fehraltorf, oder?
Von den drei Grenzübergängen nach
Costa Rica suchen wir uns den kleinsten, am wenigsten frequentierten
aus. Es wurde uns versichert, dass er europäische Autos abfertige.
Wir fragen uns zum Zollbüro durch – nicht nur Strassenschilder,
auch Schilder an Häusern scheinen verboten zu sein – und könnten
von diesem abgefertigt werden. Franz und seine Brigitte sind Stunden
vor uns angekommen und bürokratisch bereits aus Panamá ausgereist.
Abends um 6 Uhr komme eine Beamtin vom andern Grenzübergang und
bringe die nötigen Einreisestempel mit. Aber die obligatorische
Haftpflichtversicherung, welche im Konsum nebenan zu kaufen ist, ist
nur montags bis freitags zu haben. Heute ist Samstag...
Eine Perle Costa Ricas sei die
Halbinsel Osa.. Die Hälfte ist Nationalpark mit ursprünglichem
Regenwald, gesäumt von sandigem Strand. Wir haben Glück, erfahren
wir doch noch rechtzeitig vor der mehrstündigen Fahrt über
schlechte Schotterpiste zum Parkeingang, dass die Eintrittserlaubnis
vorher zu besorgen sei. Täusche ich mich, dass ich im Gesicht des
Parkwächters ein leichtes Erstaunen erkenne, dass wir das nötige
Papier vorweisen können?
Der Park beschert uns eine stündige
Strandwanderung bei Tagesanbruch mit Formationsflügen von
Wasservögeln und dann einen schönen Pfad durch den Regenwald. Wir
bestaunen kreischende Riesenpapageien, Baumriesen mit gewaltigen
Brettwurzeln, Spinnen, wilde Banane Wachsen.nstauden, chrampfende
Blattschneiderameisen, den vielstimmigen Urwaldsound, Termitennester.
Ich bewundere die herrschende atemberaubende Hast beim Wachsen. Nach
oben, zum Licht, das ist die alles beherrschende Devise. Ein
überreifer Kopfsalat in der Schweiz würde als Schecke eingestuft.
Leider ist die Anweisung übers Verhalten gegenüber einem Puma für
uns nicht nötig. Und die stündige Strandwanderung zurück bei
unsäglicher Hitze und Windstille ist auch ein bleibendes Erlebnis.
Jetzt sind wir an einem wunderschönen Örtchen in der Wildnis und nehmen uns Zeit, diesen Blog zu schreiben. Einen Internetanschluss werden wir im nächsten Städtli schon finden.
Nicht selten sind unsere Gedanken bei
Euch, bei Euch Freunden und Bekannten. In diesem Moment des
Schreibens ganz besonders. Ein Gruss von Dir unter „Kommentar“
freut uns!
Zuerst aber: Ganz liebe Grüsse an Euch
alle!
Lukas und Brigitte
(für weitere Fotos wie gewohnt ganz oben links bei "Fotos" klicken)
(für weitere Fotos wie gewohnt ganz oben links bei "Fotos" klicken)
Hola chicos!
AntwortenLöschenDer Engel hat mich schon grad sehr gerührt; die Blüten und Viecher einmal mehr begeistert-mehr bitte! Habe heute dafür extra für euch ein besonders schönes Bögli im Pulverschnee des Simmentals gemacht.
Haste la vista - Bäbä
Ich schliesse mich an Frust an, ausser das mit den Böglis. Ist nämlich auch schon wieder einige Wichen her als ich auf dem Brett stand.
AntwortenLöschenDer Arme Engel hatte Glück das er auf Euch gestossen ist und ihr ihn aufgenommen habt und nicht dachtet, dass er böses will.
glg
regu
Armer Angelo, bin froh dass ihr im aufgemacht habt und ihn ins Spital brachtet. Und noch froher bin ich dass ihr die Erfahrung "Spital in Panama" nicht selber vom Bett aus erleben musstet.
AntwortenLöschenPsychisch Kranke haben es in ärmeren(?) Umständen bestimmt nicht weniger schwer als eh schon.
Hasta Pronto!
Isabelle
Hallo Ihr Lieben,
AntwortenLöschenVielen Dank für eueren schönen intressanten Bericht! Immer wieder freut es uns was von Euch zu lesen
Schön, barmherzige Samariter sind immer und überall gesucht! schön dass ihr diesem jungen Mann helfen konnten.
Wir wünschen Euch weiterhin eine gute und unfallfreie Fahrt, geniesst die schöne und sicher unvergessliche Zeit
Liebe Grüsse aus dem immer noch winterlichen Wil
Bernadette und Godi
Hallo zusammen
AntwortenLöschenMit grosser Begeisterung habe ich euren Bericht gelesen. Wollte eigentlich wieder einmal etwas mehr schreiben, aber muss dringend etwas anderes erledigen. Liebe Grüsse Rita aus der kalten Innerschweiz
Hallo zämä!
AntwortenLöschenwir sind wie immer begeistert von euren Berichten und Fotos! Auch uns packt langsam aber sicher das Reisefieber. In einer guten Woche geht's los. Wir sind wirklich gespannt wie es uns gefällt. Ja, nach der Reise können wir schon mehr berichten. ich hoffe, wir können auch gute Fotos machen. Ebenso freuen wir uns auf wärmere Temperaturen. bei uns ist es noch sehr kalt und in den nächsten Tagen ist keine Besserung in Sicht. Nun wünschen wir euch einen gute Weiterfahrt hebet sorg!
Viele liebe grüsse aus dem St.Gallerrheintal Charlie+esther
Hallo
AntwortenLöschenist nur ein Versuch ein Kommentar zu schreiben. Hansruedi war bei uns und erzählte er konnte keinen Kommentar schreiben, Auch unsere Versuche sind am Freitag fehlgeschlagen.
Gruss Rita
Ich bekomme Meldungen, dass Kommenteinträge vom System nicht angenommen werden. Ob es bei mir funktioniert?
AntwortenLöschenLukas
Hoi er Liebe
AntwortenLöschenau ganz en herzleche Gruess.
Ich bin Euch wirklich dankbar, dass ich gratis und franko immer wieder diese interessanten Reiseberichte von Euch zu lesen bekomme.
Ich hoffe Ihr findet auch künftig Zeit dazu.
Liebe Grüsse
Martin Wernli us Fehraltorf