Cartagena - Barranquilla - La Guajiara - Santa Marta - Cartagena - mit Segelschiff über San Blas Inseln nach nach Puertobello - Colòn - Panama City
Von Kolumbien, dem nördlichsten südam. Land, geht es im Segelboot (das Auto im Cargo-Schiff) nach Mittelamerika, nach Panamà. Vorher besuchten wir noch die "unabhängige" Indianerhalbinsel Guaji
Der romantischere Teil von Cartagena |
Zwischen Süd- und Mittelamerika hat die
Panamericana eine gut 100 km lange Lücke. Nicht mal ein Fusspfad existiere! Die
US-Anti-Drogen-Armee verhindere mit allen Mitteln, dass diese Strassenlücke
geschlossen wird.
Nachdem wir die Verschiffung nach Panamá
eingefädelt haben, verbringen wir einige Tage im äussersten Nordosten
Kolumbiens. Auf dem Weg dorthin bekomme
auch ich ein Schlammbad. Wie ein Korken hängt frau im Schlammvulkan in der
zähen Masse, beidseitig massieren mich sanfte Männerhände (keine gehört
Lukas!). Ich erinnere mich an das Gefühl vor 62 Jahren im Mutterleib...
Über viele Leiterstufen, die nicht ganz so
glitschig sind wie mein Wille, der Schlammsuppe zu entrinnen, tappe ich zum See hinunter, wo mich
Frauenhände vom Schlamm befreien. Bis aber auch die hinterste Hautfalte schlammfrei
ist, dauert’s allerdings Tage.
Rechts steigen die sauberen rauf, links die schlammigen runter |
Dies ist ein Farbfoto! |
Der Nordzipfel Kolumbiens würde einen
längeren Aufenthalt verdienen, aber uns Frühpensionierten bleiben nur 7 Tage!
Die Sierra Nevada mit den schneebedeckten 5000er Vulkanen können wir von der
Küste aus sehen. Wir staunen, dass die am Meer herrschenden 37° nicht mehr Einfluss auf die Höhenkälte
haben.
Bananen- und Palmenwälder, gepaart mit
dichtem Regenwald und gespickt mit
einfachen Hütten begleiten uns nordwärts. Auf der Halbinsel La Guajira leben die Wayuu Indianer
im typischen Familienverband. Kommt durch die Heirat eine junge Familie dazu,
wird einfach eine Hütte mehr aufgestellt.
Rancheria |
Angeblich sollen diese Indianer
regierungsresistent sein und weiterhin nach ihren eigenen Gesetzen leben.
Eines dieser Gesetze lautet wohl: Sei unfreundlich gegenüber Fremden, knüpfe
ihnen aber gehörig Geld ab.
Erst nach mehreren Anfragen finden wir
eine Familie, bei der wir die Nacht verbringen dürfen. Der Alkohol scheint ein
grosses Problem zu sein. Bei der ersten Rancheria lehnt das Familienoberhaupt
denn auch unsere Bitte um einen Standplatz mit der Begründung ab, es sei zu
gefährlich, weil es zu viele Betrunkene
gäbe. Bei der nächsten angesprochenen Familie sind die Frauen schon so
vollgelaufen, dass sie zu einer Antwort nicht mehr fähig sind. Schlussendlich
gewährt uns eine Familie einen Platz neben ihrer Hütte mit dem Hinweis, dass
wir 20 Meter nach hinten fahren müssen, da vorne die Betrunkenen seien.
Wir müssen noch etwas weiter von den Bierharrassen weg |
Bald werden wir aufgefordert, uns zur
Familie zu setzen, bereits aber nach
einer Viertelstunde ins Bett geschickt, weil der Stromgenerator abgestellt
wird. Zu mehr als etwas Licht reicht dieser nicht aus. Die Indianer leben mit
wenigen Kühen und mehreren Ziegen und Schafen. Der Unterschied dieser beiden
Tiergattungen ist von uns aber nicht mehr klar zu unterscheiden. Nachts werden
die Tiere in Krals zusammengehalten. Die Gesetze der Wayuu scheinen Diebstahl
auch nicht verhindern zu können.
Nicht nur neugierig, sie hätten gerne etwas Geld, oder Guetzli, oder... |
Die Kinder unserer Familie stehen bereits
um 6 Uhr vor unsererm Auto und verfolgen mit Argusaugen jede unserer Bewegung.
Wir fühlen uns durch und durch in Afrika. Auf der Fahrt zum Cabo de la Vela
wird dieses Gefühl verstärkt: Sand, niedrige Gebüsche, Hitze und die vielen Schwarzen,
zu Fuss oder mit Velo unterwegs im Nirgendwo oder bettelnd am Pistenrand. Den Wegrand gibt es nicht; die Piste
ist weitvergabelt und wir müssen den für uns geeignetsten Weg suchen, geniessen
aber die Offroadstrecke ungemein.
Herrliche "Wüste" wenn man nicht hier leben muss |
Cabo de la Vela ist ein kleines
Fischerdorf mit minimalsten Einkaufsmöglichkeiten, wenigen „Restaurants“
(gekocht wird nur, wenn’s der Besitzerin passt) und einigen Palmhütten als
Schattenspender (10 Fr. bitte, abzuliefern derjenigen in der Hängematte) für
Karibikgeniesser.
Herz was willst du mehr? |
Alternative zum Merzli |
Die erfrischende Brise, der herrliche
praktisch menschenleere Strand, das Schattenhüttli und das Früchteangebot
bescheren uns zwei unvergessliche Genusstage. Auch hier sind die Indianer nicht
gesprächig, sind reserviert (anständige Umschreibung für unfreundlich) und
traditionsgebunden. Das hat den Vorteil, dass das Dorf sehr ursprünglich wirkt
und auch ist. Es wäre ein Ort zum Verweilen! Geht einem hier aber das Geld aus,
ist man verloren. Keine Bank, kein Geldautomat, Kreditkarte hä? Also Touris,
sorgt vor!
Geldmangel einerseits und überrissene
Eintrittsgebühr für Gringos andererseits hindern uns am Besuch des
Nationalparks Tayrona nördlich von Santa Marta. Dafür mischen wir uns unter die
badende Wochenenddmenge an einem Strand
in der Nähe von Santa Marta.
Klar, dass Lukas das Treiben am Strand gefällt |
und wir sind nicht die Einzigen |
Zurück in Cartagena treffen wir die
Landsleute Brigitte und Franz. Mit ihnen zusammen wollen wir unsere Merzlis
verschiffen und gemeinsam den Segeltörn nach Panama geniessen. Die Autos bekommen
liebevoll eine Holzwischenwand eingepasst, damit sie während der Wartezeiten in den Häfen nicht
als Selbstbedienungsläden missbraucht werden. Das Holz dazu besorgen wir in
einem Doityourself-Zentrum. Lukas fährt gleich mit dem Merzli in den Laden
hinein – nichts da mit rumschleppen oder Parkplatz suchen...
Hereinspaziert in die gute Stube |
Jetzt darf das Auto auf die Plattform
fahren und wird so fest angezurrt, dass es auch eine Achterbahnfahrt überstehen
könnte.
Wir feiern den Abschied von Südamerika mit
einem schönen Apéro und einem gediegenen Nachtessen am Meer. Ich bin etwas
wehmütig gestimmt: Südamerika war das Ziel. Wir haben viel gesehen und
bestimmt noch viel mehr nicht gesehen.
Wir verlassen einen interessanten,
abwechslungsreichen Kontinent.
Zuerst der Apéro |
Dann das Abschiedsfestessen |
Luka, wir kommen |
Frau Kapitänin mit der dreiköpfigen Crew
warnt in einem mehrseitigen Papier vor rauer See, pissendem Hund an Bord,
Seekrankheit, Engegefühl im Boot... Wir aber sind mutig und zuversichtlich –
wir werden’s, Novartis & Co sei Dank, wohl überstehen. Als stimmige
Vorspeise bekommen wir zwei Stunden Hafenausfahrt bei perfektem
Sonnenuntergang. Der 48-stündige Hauptgang besteht dann darin, sterbend in der
Kabine zu liegen, vor uns hinzukotzen, uns zwischendurch an den Bettkanten zu
halten und auf's WC zu wuchten und schwitzend auf bessere Zeiten zu warten. In
einem klaren Moment meint Lukas: „Die San Blas Inseln müssen aber verdammt
schön sein, dass sich unser Leiden dafür lohnt“.
Die Hafenausfahrt ist ruhig und richtig zum Geniessen |
Während unser Boot in der zweiten Nacht
steuer- und motorlos vor sich hinschaukelt, probiert die Crew den Schaden zu
beheben. Als Trost für die unangenehme Verzögerung bietet Frau Captain uns eine
zusätzliche Nacht im Paradies an. Das Paradies ist die ausschliesslich mit
Kokospalmen bewachsene Turtle Island. In 15 Minuten ist sie gemächlich zu Fuss
umrundet. Sie ist bewohnt von einer einzigen Kuna-Indianer-Familie, ohne
Touristen, hat ausser Hängematten keine touristische Infrastruktur (kein Coci,
kein Bier, kein Eis – nada!) Danke
Kapitän Beate! Die Crew verwöhnt uns am Abend mit Lagerfeuer und Spiessli. Die
beiden Nächte in der Hängematte zählen zu den Highlights unserer Reise. Zum
Himmel äugend sehe ich den Vollmond zwischen den Palmenblättern und tausend
Sterne mir zuzwinkern. Der Wind und das sanfte Plätschern der Wellen lullen
mich in den Schlaf.
Wow, eine Insel für uns |
Hängemattenlager |
So schön ist das Paradies |
(Nach Gott die Frauen) Lukas gibt sich Mühe |
Aha, so müssten sie aber ausschauen |
Strube Skyline |
Nicht jeden Tag sind Kreuzschiffe im Kanal zu sehen |
Das Besucherzentrum Miraflores am
Panamakanal ist Museum und Schleusenbeobachtungsort zugleich. Zufällig passiert
das Kreuzfahrtschiff „Queen Elisabeth“. Was für eine Pracht, den eleganten
Kreuzer in den engen Schleusen zu bewundern!
2014 feiert der Kanal seinen hundertsten Geburtstag. 14 Arnolds haben
beim Bau mitgearbeitet (wurde von Lukas festgestellt), viele Tausend Arbeiter
verloren ihr Leben wegen Malaria und Dengue-Fieber.
Am Montag fahren Lukas und Franz (der
andere Schweizer-Merzlifahrer) nach Colón, wo sie genau 16 Schalter oder Büros
aufsuchen, ungezählte Stempel auf irgendwelche Originale und Kopien bekommen
und schlussendlich mit dem unbeschädigten Merzli zu einem genau definierten Tor
ohne weitere Schlusskontrolle hinausfahren dürfen. Lukas rät mir von der
Beschreibung der unsäglichen Bürokratie ab, da sie nicht einmal diese glauben
könnten, die sie selber erlebt haben.
Schalter Nummer 14b |
Hallo Merzli, wir freuen uns auf die Weiterreise |
Die beiden Brigittes durchforsten in der
Zwischenzeit die Buchläden (unsere Freunde brauchen noch Reiseunterlagen) und
anschliessend ein Mega-hoch3-Shopingcenter mit über 600 Geschäften und 100
Restaurants. Hèrmes, Vuitton, Armani, Cartiers... alle sind vertreten und in
gähnender Leere sitzt das gelangweilte Verkaufspersonal, welches bestimmt auch
heute kaum Kunden bedienen muss oder darf. Wir geniessen die wunderschönen
Auslagen und wissen, dass wir bestimmt nichts davon kaufen werden.
Recht zufällig und mit nicht wenig Glück
treffen die beiden Brigitte ihre ausgelaugten Männer am Yachthafen von
PanamaCity. Das macht uns alle so glücklich, dass wir gleich zum nächsten
Bierhahn rennen. Im Yachtclub finden wir ein Restaurant, wo sich der Abschluss
unserer Überfahrt nach Zentralamerika gebührend feiern lässt.
Jetzt geht's bald nordwärts, nach Costa
Rica. Bis zum nächsten Mal!
Wir grüssen alle herzlich und schicken
Euch mit gütigerm Herzen die 10° Wärme zuviel gleich mit!
Brigitte und Lukas
- Ich musste extrem lachen ab dem Satz "Lukas rät mir von der Beschreibung der unsäglichen Bürokratie ab, da sie nicht einmal diese glauben könnten, die sie selber erlebt haben"
AntwortenLöschen- Die Hängematte nur für Früchte (auf der Luka) find ich klasse!
- was gibt es besseres als Euch zwei?
küsse von der Mitte
Ja, ich weiss, was es noch Besseres gibt: unsere drei Töchter!! Wir freuen uns ja schampar, Euch wieder zu sehen!
LöschenLiebe Grüsse the oldies
Hallo zäme!
AntwortenLöschenauch von uns Rheintalern soll wieder einmal ein Gruss kommen. Es geht uns gut. Nun heisst es bald für uns "Leinen los." Wir freuen uns riesig.
Schön ist es auch zu wissen, dass wir uns auch bald mal wiedersehen.
Liebe Grüsse d'Rheintaler
Wir sind gespannt, was Ihr von Eurer Kreuzfahrt zu berichten habt. Geniesst es!
LöschenBrigitte
Liebes Gotti, lieber Lukas!
AntwortenLöschenEs ist wirklich immer wieder sehr interessant von euch zu lesen! Wenn ihr in Costa Rica seid, solltet ihr unbedingt die sauren Mandarinen probieren! Super sauer, aber mega lecker!!! :) Vor allem zum Fisch! Ich finds besser als Zitrone.
Wir wünschen Euch noch eine gute Zeit, weiterhin eine gute Reise und alles Liebe und Gute!
Liebe Grüsse
Marion
Liebe Brigitte
AntwortenLöschenLieber Lukas
Einmal mehr habe ich mit Interesse Euren Reisebericht gelesen. Super. Vielen Dank.
Für die Bootsfahrt hättest Du mich absolut nicht haben können. Aber das Hüttl mit der Hängematte, richtig idyllisch. Da wäre ich schon eher dabei gewesen. Oder auch beim Bier im Yachthafen, etc.
Da haben wir jetzt in der Schweiz ganz andere Probleme. Z.B wer räumt welche und wie viele cm2 vom Garagenplatz vom (vielen) Schnee. Eine richtig schöne Winterlandschaft in Fehraltdorf, wenigstens momentan?
Witerhen alles Gueti, liebi Grüess
Nachbar Martin
Liebe Brigitte und Lieber Lukas
AntwortenLöschenWie immer. Ein Schmunzeln oder Lachen kann ich mir bei diesen unterhaltsamen Texten einfach nicht verkneifen. Ihr habt ja jetzt den Übergang nach Centralamerika geschafft. Glaubt mir, die Grenzübergänge werden nur noch chaotischer bzw. stupider. Ich wünsche Euch weiterhin eine schöne Zeit und unvergessliche Stunden.
Es liebs Grüessli us Appäzöll
The Killer