Nach über einem Jahr herumvagabundieren erfreuen wir uns jetzt der Sesshaftigkeit: In einem richtigen Bett schlafen, beliebig oft duschen, einen grossen Kleiderkasten haben: In der Familie unseres ehemaligen Austauschschülers Santiago ist der Gast König und dementsprechend werden wir nach Strich und Faden verwöhnt. Aber wir sind ja nicht in Medellin, um uns auffuttern und bedienen zu lassen.
Fast wie im Tisliacher... |
Wir nutzen die Gelegenheit, Medellin
kennenzulernen. Die Stadt hat viele Gesichter; die amerikanisch angehauchte Oberschicht
scheint sich vor allem in den Einkaufszentren aufzuhalten. Diese sind riesig,
modern, sauber, elegant und schüren die Kauflust. Von diesem Teil Medellins hat
Lukas schnell einmal genug und beschliesst, dass er diese Trips den Frauen
überlässt. Dabei hat es dort doch so viele herausgeputzte Weiblein!
Das Zentrum Medellins ist
durchaus mit einem Ameisenhaufen zu vergleichen. Jeder der aberhunderten von
Strassenverkäufern schreit: „Barato barato barato!“, „Lulo, Lulo, Lulo!!“ (Saft
der Lulofrucht), „Helados, helados!!“; und nicht einmal die vielen Megaphone
scheinen irgend jemanden zu stören. Mit den angebotenen Turnschuhen, T-Shirts,
Socken und vor allem Handys könnten die Medelliner vermutlich problemlos zwei
Jahre versorgt werden.
Die Skulpturen von Botero sind immer wieder faszinierend |
Auch im Explora-Park – eine Arte Technorama - staunen
wir, was die Stadt ihren Einwohnern bietet. Viele Plätze sind kindergerecht und
grosszügig gestaltet.
Längs durch die Stadt führt die Metro auf Stelzen. Ein Billett kostet nur 70 Rp. Über zwei arme, problematischere Quartiere fahren zur Metro gehörende Seilbahnen. Durch die Ansiedlung von guten Angeboten wie Bibliotheken oder Naturparks in diesen Quartieren will die Stadtregierung die Verslumung vermindern, die Quartiere freundlicher, zugänglicher und sicherer gestalten. Die Armut ist aber weiterhin offensichtlich; der Unterschied zwischen arm und reich krass.
Längs durch die Stadt führt die Metro auf Stelzen. Ein Billett kostet nur 70 Rp. Über zwei arme, problematischere Quartiere fahren zur Metro gehörende Seilbahnen. Durch die Ansiedlung von guten Angeboten wie Bibliotheken oder Naturparks in diesen Quartieren will die Stadtregierung die Verslumung vermindern, die Quartiere freundlicher, zugänglicher und sicherer gestalten. Die Armut ist aber weiterhin offensichtlich; der Unterschied zwischen arm und reich krass.
Der Rio Medellin wird jedes
Jahr mit wechselndem Thema weihnachtlich dekoriert. Im heurigen Thema Urwald zieren
nicht nur Tausende von Lichtern und Figuren in schrillen Farben beide Flussufer;
auch der Fluss selbst ist mit einem Lichtermeer, welches das Grün der Wälder
darstellt, überzogen. Nach Einbruch der Dunkelheit ist das Schlendern dem Fluss
entlang eine wahre Freude. Ein Essensstand reiht sich an den nächsten – auch
hier schreit jeder, was er zu verkaufen hat, als ob alle Passanten blind und
hörbehindert wären. Strassengaukler treten auf, handgelismete Chilbibahnen
blinken, Eltern freuen sich über die leuchtenden Augen ihrer Kleinkinder. Im
Wasserpark versuchen alle, trocken unter die Wasserhaube zu kommen. Lukas
gelingt es beinahe.
Magenbrot, gebrannte Mandeln
oder Biberfladen suchen wir vergebens. Dafür werden Würste in allen Variationen,
Hotdogs mit viiiiel Sauce und Spiessli angeboten.
Das Allerbeste erleben wir sonntags:
Über 30 km der Hauptachse durch Medellin ist zugunsten von Sport für jeglichen
Motorfahrzeugverkehr gesperrt. Mit Hochgenuss sind wir vom wohlhabenden Süden
durch das Stadtzentrum bis ans ärmere Nordende der Stadt geradelt, ohne gegen
die aggressiven Busse und Töffs ankämpfen zu müssen.
Sonntäglicher Veloausflug durch Medellin |
Über 60jährige müssen spätestens
nach 14monatiger Reisezeit Bobolis behandeln lassen: Lukas lässt sich den
Schnappdaumen operieren; ich lasse mein Arthrose-Knie mit Kortison fluten.
Jetzt sind wir geflickt: Lukas kann wieder abtrocknen und ich wandern.
Das Bobo ist inzwischen geheilt |
Crysanthemen so weit das Auge reicht |
Nach beinahe drei Wochen in
Medellin reisen wir weiter Richtung Bogotá. Die knapp 700 Stufen auf den Peñol,
einem riesigen Monoliten, verschaffen uns einen Überblick über die
Stauseenlandschaft. Wir könnten uns auch in Finnland befinden!
Hoch hinaufsteigen |
Mitten in Bogotá können wir nur
einen Steinwurf entfernt vom Goldmuseum und der weihnachtlich geschmückten
Fussgängerzone auf einem Parkplatz nächtigen. Das musste verdient sein: Der
brutale Verkehr Bogotás fordert für 25 km drei Stunden und Lukas’ Nerven.
Das Goldmuseum wird seinem
Ruf, eines der besten Museen der Welt zu sein, gerecht. Ich bin beeindruckt, wie
das Gold bereits lange vor Christus be- und verarbeitet wurde, wie und wozu es
benutzt wurde.
Geflickte Goldarbeit |
Der Besuch des Monserrate,
einer Pilgerkirche hoch über Bogotá thronend und per Luftseilbahn erreichbar, ermöglicht
uns einen Überblick über das Ausmass (und der Abgas-Glocke) der 9
Millionenstadt.
So ganz beiläufig erfahren
wir bei einer Strassenzollstelle, dass die Strecke nach Medellin (180 km über
schmale, kurvenreiche und massiv LKW-belastete Strasse) ab Mitternacht wegen
Brückenbau für 3 Tage gesperrt sein wird. Ja, wir sind nicht in der
(über-) organisierten Schweiz! Es ist abends 17 Uhr, also in einer Stunde stockdunkel. Sollen wir anderntags den 300 km
langen Umweg wählen oder nachts noch bis zur Baustelle fahren? Niemand kann uns
sagen, wo genau sich diese befindet. Bei der nächsten Zollstelle erfahren wir,
dass die Baustelle noch 40 Minuten entfernt liegt. Aber wenn eine Kolonne
Lastwagen vor uns herkeucht und diese häufig warten müssen, um kreuzende 40-
und 52-Tönner-Kollegen passieren zu lassen, können 40 Minuten schon gegen zwei Stunden
dauern. Wir warten immer noch auf die Baustelle; bis endlich der nächste Polizeiposten
- inzwischen ist es 20 Uhr – Entwarnung gibt: die Baustelle liege hinter uns. Also
im Dunkeln, ohne Arbeiter, ohne sichtbare Maschinen...? Wie wollen die um
Mitternacht mit der Arbeit beginnen? Wir schlafen wohlbehütet neben einem Rudel
Polizisten und stellen fest, dass die ganze Nacht munter gefahren wird.
Nun sind wir wieder in
Medellin, wo wir die Weihnachtstage mit unserer Gastfamilie verbringen dürfen.
Vorher backen wir noch Mäiländerli, Chräbeli und Zopf und geniessen stressfreie
Vorweihnachtstage, in T-Shirt und kurzen Hosen. Und gegen allfälliges Heimweh
gibt’s im Supermarkt schöne rote süsse
teure Lindor-Kugeln.
Mit lieben Grüssen und guten Wünschen für die Festtage und das kommende Jahr!
Brigitte und Lukas
Mit lieben Grüssen und guten Wünschen für die Festtage und das kommende Jahr!
Brigitte und Lukas
Fröhliche Weihnachten! |
Ich wünsche Euch ganz schöne Festtage in der Ferne.
AntwortenLöschenUnd einen ganz lieben Gruss an die Mejias!!
Küsse
Isabelle
Von mir auch einen Gruss! Und wunderbare Weihnachten Euch!
AntwortenLöschenregu
ps: könnt ihr Tamarinden-Samen besorgen?
AntwortenLöschenpps: und ach ja, ich nehme dann die Bauruine!
AntwortenLöschenregu
Hallo zusammen
AntwortenLöschenIch hoffe ihr seid gut ins neue Jahr gerutscht. Wir wünschen euch alles Gute und viel Glück und Gesundheit im neuen Jahr.
Rita und Peter