Cuenca – Alausi -Guamote – Chimborazo – Misahualli –
Puyo - Baños – Macas – Chimborazo - Ambato
Puyo - Baños – Macas – Chimborazo - Ambato
In Cuenca feiern wir auch meinen Geburtstag
sowie unseren Hochzeitstag. Lukas hat
unsere Festivitäten überhaupt nicht versteckt; rund ums Merzli tanzen rote
Ballone, die Schwarzwäldertorte steht für alle Gäste bereit; die Sitzplätze
sind rar, die Stimmung gut.
Er hat die Party organisiert |
Ich lasse uns gerne feiern |
Nachdem unsere Zähne geflickt sind und der
Zahnarzt seiner Europareise finanziell ein Stück näher kam, juckt die Reiselust
in unseren Gliedern wieder und wir freuen uns, dass es endlich weiter geht.
Wir fahren nordwärts Richtung Äquator, mit
einem lohnenswerten Abstecher zu einer Orchideenzüchterei. Jetzt wissen wir,
weshalb Orchideen in der Schweiz so teuer sind: Die Samen werden unter sterilen
Bedingungen in eine Flasche mit dem nötigen Nährboden gelegt und luftdicht
verschlossen. Bei idealen Licht- und Temperaturbedingungen können die Samen
spriessen. Nach 2 Jahren werden die zirka 15 Sprösslinge pro Flasche mit einer
Pinzette herausgeangelt und in Orchideenerde pikiert. Nach weiteren 5 Jahren
erfolgt das Eintopfen. Dann müssen die Gärtner nochmals warten, bis endlich die
Blüte erscheint. Das Resultat kann sich aber sehen lassen; alle Farben, Formen,
Düfte und Grössen sind vertreten.
Die Pflänzli sind bereits seit einem Jahr in der Flasche |
Bluff - pikiert hat der Gärtner |
Die Mühe hat sich gelohnt |
Auf dem Markt in Guamote sind wir die einzigen Touristen. Wir sind
umgeben von Einheimischen in farbenfrohen Trachten, von schön herausgeputzten jungen
Mädels, die auf der Suche nach dem Passenden (zweideutig!) sind, Bäuerlein sind
unterwegs, um die Ziege zu verkaufen, eine Frau mit einem quietschenden Ferkel
an der Leine. Andere beladen ihren Pickup (Marke ururalt) mit der eben
erstandenen Kuh, überall gibt es Gekochtes, Gebackenes, Gebratenes,
Grilliertes. Der Duft überdeckt den Uringestank – die Männer bislen überall;
die Frauen fast überall.
Der Markt findet in allen Gassen und auf
dem Bahngleis statt. Jetzt wissen wir, weshalb die Bahn donnerstags nicht
fährt.
Da fährt an anderen Tagen die Bahn durch |
Auch gebratene Hühnerbeine und -Gurgeln sind zu haben |
Wir lieben die Marktbesuche und kaufen
Früchte und Gemüse gerne dort ein. Den dortigen Fleischeinkauf überlassen wir
aber gerne den Einheimischen. Wir ziehen das Fleisch vom Supermarkt vor,
gekühlt und ohne Fliegenspuren. Aber einen solchen zu finden, ist Glücksache.
So ist unser Fleischkonsum nach Argentinien und Brasilien massiv gesunken.
Allerdings kauften wir in Cuenca in einer italienischen Metzgerei ein 850 g
schweres Rindsfilet, braten es auf 4000 müM im Freien und verputzen das ganze
aufs Mal.
Arme Sau |
Übernachten auf über 4000 müM |
Wir fahren zur ersten Schutzhütte des Chimborazos auf 4850 müM hoch und treffen Nebel, Graupel und gerade mal genug Sicht an, um den Einstieg ins Auto zu finden. Lukas wandert trotzdem tapfer bis zur Whymper-Hütte auf 5050 m hoch und kehrt bei Schneefall zum Auto zurück.
Das macht doch kein Spass |
Es gibt Dinge, für die sich ein zweiter Anlauf lohnt. So fahren wir genau eine Woche später – wir haben uns inzwischen im tropischen Regenwald, auf der Ostseite der Anden aufgehalten (siehe unten) – vom Tiefland hoch zum Parkeingang des NP Chimborazo und sehen diesen höchsten Vulkan der Welt in seiner ganzen majestätischen Form mit 6310 müM im Sonnenlicht vor uns. Einige Nebelfetzen scharwänzeln um den Gipfel; mal mehr, mal weniger. Wir sind extrem froh, dass wir keine Kodakfilme mehr einlegen müssen – es würde uns in unserem Fotofieber finanziell ruinieren!
Wir fahren nochmals zur Schutzhütte hoch,
brunchen vor der gewaltigen Kulisse, und dann zieht Lukas nochmals los, um ein
Stück des Berges zu „erobern“. Ich
bleibe bei der ersten Hütte, die extreme Höhe erlaubt mir noch knapp, den Blog
zu schreiben. Für mehr Aktivität fehlt mir der Sauerstoff. Just nach
zweieinhalb Stunden kommt Lukas zurück, es beginnt zu graupeln, zu schneien und
innerhalb weniger Minuten sinkt die Temperatur auf 2°, 15 Wärme-Grade
sind vernichtet! Nachdem Lukas etwa 550 Höhenmeter überwand und mit
Sauerstoffmangel rang, ist ihm klar geworden, dass noch viele Trainingsstunden
vor ihm liegen würden, um den Gipfel erreichen zu können. Dazu reicht unser
Ecuador-Aufenthalt aber nicht aus.
Abends gibt es ein Bettmümpfeli: Der
Chimborazo zeigt sich im Abendlicht, nochmals wolkenfrei, in wechselnden
Rottönen, wunderschön.
Chimborazo mit beiden Schutzhütten |
Das Bettmümpfeli |
Nach dem ersten erfolglosen Versuch, den
Chimborazo zu sehen, fahren wir auf einer Nebenstrasse durch eine Schlucht. Sie
ist gesäumt mit unzähligen Bromelien. Vor Baños, einem vielbesuchten Bade- und Vergnügungsort, geniessen wir den
freien Blick auf den Vulkan Tungurahua, der sich in den letzten Wochen Steine
und Lava speiend wieder einmal ausgetobt hat. Mit gut 5000 müM trägt er keine
Schneehaube und sieht harmlos aus.
Vulkan Tungurahua |
Zwei Tage warten wir oberhalb Baños auf einem Aussichtspunkt und hoffen, dass sich die Nebelschwaden
verziehen. Aber der Tungurahua spielt Versteckis. Wir trösten uns in einem der vielen
Hotel-Bäder. In kleinen, sauber gekachelten Freiluft-Becken, stufenweise angelegt,
mit verschiedenen Temperaturen und einem herrlichen Blick über Baños lassen wir
unsere Haut aufweichen. Der
Hotelbesitzer ist Schweizer, offenbar brachte er das Qualitätsbewusstsein mit.
Das Honeymoonzimmer haben wir allerdings nicht belegt – na ja, wir haben ja das
gemütliche Merzli...
Von Baños geht’s nochmals 1500 Höhenmeter
runter, vorbei an herrlichen Orchideen und anderen Exoten ins Einzugsgebiet des
Amazonas.
Der Himmel voller Geigen... |
Die Grazile |
Zu Hauf am Wegrand blühend |
Am Rio Napo sind wir absolut in den Tropen:
37°, feucht, Wolkenberge und zeitweise Regen. In Misahuallí - Ausgangsort für Dschungeltouren und
Flussfahrten – begrüsst uns eine übermütige Affenhorde auf dem Dorfplatz. Sie
klauen, was sie nur erwischen: Trinkflasche,
Feuerzeug, Fruchtsalat! Autoschlüssel und Brille sicherten wir vor ihrem
blitzschnellen Griff in die Hosentasche.
Lukas ist weich geworden und hat ihm den Rest des Fruchtsalates überlassen |
Was haben mir in der Schule die Lehrer über
die Tropen in der Nähe des Äquators beizubringen versucht? Vieles stimmt nicht: Der Regen setzt irgendwann ein,
Gewitter haben wir bis jetzt keine erlebt, die Dämmerung dauert auch hier – je
nach Wetter - einige Zeit, nachts kühlt es ab und es kann auch tagsüber nur
wenig über 20° warm sein. Also Lehrer: reist in die Tropen und berichtigt eure
Skripte.
Eine ausgeschilderte mehrstündige Wanderung
durch Urwald ermöglicht uns eine Erkundung im Alleingang. Anfangs begleitet uns
ein herrliches Gezwitscher, Geschnatter und Gepfeiffe der Vögel. Gesehen haben
wir keinen einzigen. Gegen die Mittagszeit zirpen nur noch die Grillen und andere
Insekten – und wir hören unseren Schweiss tropfen.
Zwei, die's geniessen |
Wir übersteigen Baumstämme, überqueren
Bächlein auf Baumstämmen und folgen brav der Ausschilderung zu einem
Aussichtsturm. Schweissgebadet stehen wir vor ihm. Aber: „Nein, da hinauf muss
ich nicht“. Ein aus Armierungseisen zusammen geschweisster Turm von etwa 40 cm
Durchmesser und höher als die Urwaldbäume – das ist doch eher für die
Affen!
Wer will da schon rauf? |
Wir geniessen den Streifzug
ausserordentlich: Lianen, Bretterwurzeln, ineinander verschlungene Äste, hin
und wieder Blumen, Blattschneiderameisen, Spinnen, riesige Blätter... Abends
merken wir, dass auch die Mücken aktiv gewesen sind. Offenbar lieben sie uns
zum Anbeissen.
Wir folgen dem Pfeil Richtung Casa Suizo
und freuen uns auf ein gutes, ja vielleicht schweizerisches Mittagessen. Aber
wir stranden in einem kleinen Beizli für Einheimische vor der Fähre über den
Rio Napo. Das Mittagsmenü besteht in mehr oder weniger Suppe, mehr Reis als
Fleisch, Blaukabissalat, Bananentätschli. Es schmeckt gut, wenn wir von der
ausgemergelten durchtrainerten Kuh in der Sauce absehen.
Ist doch typisch: Casa Suiza! |
Nach dem zweiten Chimborazobesuch reisen
wir nun nordwärts und hoffen, dass wir einige der vielen Vulkane zu Gesicht
bekommen.
Wir wünschen Euch nebelfreie Herbsttage mit
viel Sonnenschein und grüssen herzlich
Brigitte und Lukas
PS: Das Fotoalbum ist dieses Mal besonders
den Blumen- und Pflanzenfreunden gewidmet.
Mein Herz schlägt bei all den Blumenfotos deutlich lauter! Auch über die roten Luftballone und die Schwarzwäldertorte habe ich mich sehr gefreut! Schön, dass ihr so gefeiert habt!
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Ja, da kommen viele Erinnerungen an meine allererste Rucksackreise quer durch Ecuador vor 10 Jahren!! Beim Casa Suiza musste ich schmunzeln. Hat sich anscheinend nicht viel verändert! Buen viaje! Jutta
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