Denali
NP – Denali Hwy – Valdez – McCarthy – Nabesna im Wrangell/St.
Elias NP – Tok – Haines Jct – Haines – Juneau – Skagway –
Whitehorse – Watson Lake

Eine gute Internet-Verbindung hier in Kanada müssen wir ausnützen: Heute
haben wir das Schiff fürs Cämperli sowie unseren Flug gebucht, und
weil unser fahrbares Zuhause drei Wochen unterwegs sein wird, unser
Flieger aber nur einen knappen Tag braucht, reservierten wir auch noch ein
Mietauto für den Grossraum Halifax und ein Hotel in Hamburg. Die Kreditkarte schrie wegen den zugemuteten Strapazen
auf, aber sagt man dem in der Budgetsprache nicht „gebundene
Ausgaben“? Wenn alles klappt, werden wir am 2. Oktober in Hamburg
unser Cämperli wieder übernehmen können und Richtung Fehraltorf
tuckerln.
Aber
vorläufig genossen und geniessen wir Alaska und Kanada. Das Wetter
hält sich überhaupt nicht an die Warnungen im Reiseführer, wir
hörten schon Ausdrücke wie „Jahrhundertsommer“. Also klagen wir
nicht. Und weil es bereits einmal eine Frostnacht gab, hat ein
erfreulich grosser Teil der Mücken und Ähnlichem das Zeitliche
schon gesegnet. Was bei uns keine Trauer hervorruft.
Wenn
es die Alaska-Pipeline bis Valdez schafft, können wir das auch.
Allerdings wählen wir den bedeutend schöneren Weg, die alte
Schotterstrasse des unbedeutend gewordenen Denali Highways. Wieviel
Dutzend kreisrunde Seelein im Permafrostgebiet haben uns dort
zugespiegelt? Auch vergesse ich die zwei kurzen Wanderungen von der
Strasse zu einem solchen Seelein nicht: Durch absolute Ruhe (allerdings
häufig durch das Zerklatschen einer Mücke unterbrochen) führt ein
Trampelweglein durch das Moos. Weil der Boden höchstens 30 cm
aufgetaut ist, kann das Wasser nicht versickern und fliesst auch
nicht ab. Also ist es ein Gehen wie auf einem Trampolin, allerdings
viel feuchter!
Der
Anblick der Meeresbucht in Valdez ist unglaublich: Ich übertreibe
nur wenig, wenn ich schreibe, an einigen Orten habe es
zwischen den laichplatzsuchenden Lachsen auch noch etwas Wasser
gehabt.
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Natürlich ist an dieser Stelle fischen verboten. Der Lachs will
zum Laichen näher als 50 m an seinen Geburtsort, und wenn's noch so gefährlich oder anstrengend ist. Die Männlein befruchten die bereits gelegten Eier – eine freudlose Sache.)
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Das
freut die Ottern, die im Rückenschwumm an noch zappelnden
Leckerbissen lutschen.
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Der gehört ganz allein mir!
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Das
freut die Bären, welche sich an den sich abmühenden Lachsen wie an
einem all-you-can-eat Buffet bedienen. Und das freut die fischende
Bevölkerung, welche die Tiefkühler auffüllen will.
Jetzt
konnten wir sie also beobachten, die fischenden Bärlis! Eine Mutter
mit ihren vier Jungen unterrichtete den Nachwuchs nach der Methode learning
by doing. Man greife ins Wasser, und wenn etwas an der Pranke
zappelt, schliesse man dieselbe und führe sie zum Mund.
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Ab zum Fischen, sei kein Hosenscheisser!
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Sei kein Spiegeläffli, geh ins Wasser!
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Wenn es zappelt, sofort zupacken!
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Richtig, genau dazu hast Du solche Klauen.
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Lass Dich durch das Winseln des Lachses nicht erbarmen.
Friss die Eier und den Kopf, dann fang den nächsten Fisch.
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Einer geht noch, einer geht noch rein!
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Bei
diesem Fischreichtum war auch ich bald erfolgreich. Aber muss denn
der Bär angesichts meiner Fangbilanz seine Fischertaktik ändern und
mir das Gefangene im Plasticsack und von der Angel wegzunehmen
versuchen? Ich war anderer Meinung, habe mich dann aber grausam
überessen müssen (unser Gefrierfach im Cämperli ist nur
unwesentlich grösser als eine Zündholzschachtel).
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Für mich sind 5° zu kalt, ich habe eine Angelrute.
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He, Junges, da gibts frischen Lachs ohne nass zu werden!
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Der ist schnell, und Du bist ein Träumer!
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Harte Arbeit! Ich will weder die Eier noch
das Hirn (noch die Gräten).
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Am Ende brutzelt der Lohn
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Die
Logik von Vorschriften in Kanada und in Alaska tickt anders als in
der Schweiz. Ich sehe bestens eingerichtete Picknickplätze,
pedantisch sauber, mit Bio-WC und bärensicheren Abfallkübeln, mit
aufwändigst gebauten Vorrichtungen zum Schutz der Wildtiere. Wenige
Kilometer später hat es Dutzende von endgelagerten Autowracks
irgendwo in Gottes freier Natur, auch im Vorgarten der schönen
Blockhäuser. Und der Staat macht es vor!: Der Schrott eines
ersetzten Brückleins wird am Strassenrand liegengelassen, in guter
Gesellschaft mit dem irreparablen Trax, ein unbrauchbarer Bus des
öffentlichen Verkehrs wird von mannshohem Gras fast zugedeckt. Beim
Tanken kann eine Auffangschale für ev verschütteten Diesel
vorgeschrieben sein, das Oel der unzähligen Schrottautos tröpfelt
aber durch die verrostete Oelwanne ins nächste Bächlein. Wenn die
Gleise einer seit 10 Jahren stillgelegten Bahn die Strasse kreuzt,
ist ein Sicherheitsstopp verlangt (und die Fahrer halten sich
daran!!), aber Töfffahrer ohne Helm sind alltäglich. Wenn ein Bus
vor einem Rotlicht anhält, lässt der Fahrer die Warnlichter blinken
(so ein Busungetüm könnte sonst ja leicht übersehen werden). Aber
mit einem vom Rost extrem zerfressenen Auto darf legal herumgefahren
werden. An der Grenze Alaska/Kanada mussten wir die zwei Tomaten
zwecks Seuchenverhinderung abgeben, aber das schmutzstarrende
Pic-up-Auto mit halbvoller Brücke voll faulendem Grümpel darf
kommentarlos passieren. Ganz rigoros ist in Alaska das Waffengesetz.
So weist ein Kleber vor vielen Ladentüren darauf hin, dass vor
dem Betreten mitgeführte Schusswaffen zu entladen und zu sichern
seien!
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Seit fünf, seit zehn Jahren? |
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Auch für weniger sensationelle Tierli wird gesorgt
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Die
Schweizer seien genau? In Verbotsangaben sind die Kanadier noch
genauer:
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Und wie ist es nach genau 1,62000 km?
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Verbote
sind häufig in einer Bildfolge dargestellt. Für den Rest dieses
Reiseberichtes mache ich es auch so. Für noch mehr Fotos klickst Du
wie immer oben links auf das entsprechende Kapitel.
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An Strassenbuchten, Aussichtspunkten, Parkplätzen ist das Schlafen in Mobilhomes meistens verboten. Aber sowohl in Kanada als auch in Alaska gibt es viele vom Staat betriebene wunderbare Campingplätze. Die einzelnen Stellplätze liegen mehrere Dutzend Meter auseinander, jeder hat einen Tisch und eine Feuerstelle, in Kanada steht sogar Feuerholz à discretion zur Verfügung. Die Preise sind angenehm bescheiden.
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Das ist ein „Primitiver Camping“ in Alaska. Er ist gratis, Wasser hat's im Bach, das WC funktioniert ohne Spülung und ohne Gerüche. Auf diesen „primitiven Campings“ fanden wir bisher immer Platz.
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Noch reizvoller sind die wilden Übernachtungsplätze. Plötzlich sieht man zwischen Tag und Traum in der Ferne einen Elch, man hört unbekannte Vogelrufe, und feuern scheint ein Grundrecht (und Grundbedürfnis!) der Nordamerikaner zu sein. Hier im hohen Norden hatten wir gar nie Probleme, einen herrlichen Platz zu finden.
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Das ist ein typischer Blick über den Permafrost-Wald. Die Tannen sind eher klein, sehr schlank und stehen häufig wegen des fliessenden Bodens etwas schief. Dann ist es ein betrunkener Wald.
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Es ist für uns immer ein spezielles Highlight, wenn wir einen Bär sehen. Wenn man sich korrekt verhält, muss man bei einer Wanderung keine Angst haben, von einem Bärli angegriffen zu werden. Am einfachsten ist natürlich die Beobachtung vom Auto aus.
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Filmli. Wahrscheinlich muss der Bär so hastig die Beeren
fressen, dass er nicht Hunger bekommt beim Beerensuchen! Lange nicht
alle Bären wohnen in der Nähe eines Lachs-Schlaraffenlandes. Für
den Winterschlaf fressen sie sich 40% mehr Körpergewicht an. Das ist
mit vegetarischer Kost ein Chrampf.
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Auf einem Schnellboot erreichten wir innert drei Stunden Juneau. Das ist eine ganz spezielle Stadt: Obwohl eher klein, ist es die Hauptstadt Alaskas (also nicht Anchorage!), mit dem Auto kann diese Stadt nicht erreicht werden (was nicht heisst, sie sei autofrei) und der Name spricht sich französisch aus. Etwa 40% der Arbeitsplätze stellt die Verwaltung, der Rest arbeitet im Tourismus. Die riesigen Kreuzfahrtschiffe können buchstäblich ins Ortszentrum fahren.
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Täglich zwei bis viermal läuft diese Show in Skagway pausenlos seit 1925! Sie handelt vom Goldrush, als ein Ehrlicher einen Bösen erschoss. Wir besuchten die Show um halb elf - jawohl, vormittags! (Letzte Vorführung halb drei nachmittags).
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Eine Wüste im westlichen Kanada? Die Carcross Wüste (Caribous crossing) ist die kleinste Wüste Nordamerikas (davon gibt es aber noch viele), ist also ein weiterer Rekord. Sie entstand durch Dünenwanderung. Es war sommerlich warm, aber bei weitem nicht wüstenheiss.
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Herzliche
Grüsse aus dem sommerlich warmen Kanada und Alaska
Lukas
und Brigitte
Hallo Brigitte und Lukas
AntwortenLöschenUnsere Barbara interessierte sich für euren Blog und siehe da, es gibt sogar Tagesaktualitäten zu bestaunen. Wir kennen euren Humor, auch Barbara lachte ständig und fand die Fotos super! Macht weiter so...
Liebe Grüsse aus Evilard/Leubringen
Brigitte, Barbara, Franz
Klar, wir geben uns Mühe, immer regelmässig zu berichten. Es freut uns natürlich, dass Ihr selbst in der Schweiz und bestimmt viel beschäftigt und gefragt, Zeit habt, unsere Reise mitzuverfolgen.
LöschenMachet's guet und liebi Grüess
Brigitte und Lukas
Tolle Bärenfotos! Wisst ihr, wieviel Prozent der Lachse beim Laichen draufgeht und wieviele überleben?
AntwortenLöschenIch geniesse derzeit die Heidel- und Brom-Bären, solange es sie noch gibt.
Ich wünsche euch einen phänomenalen "Endspurt" und drücke schonmal (ohne euch stressen zu wollen) die Daumen dass ihr es bis am 5.10 in die heimischen Gefilde schafft...
Isabelle
Bei uns gibt es derzeit alle nur erdenklichen Bären: Heidel-, Him-, Johanis-, roten Holunder-, Wachholder-..... Bären und Beeren in Hülle und Fülle. Aber schön, dass Du diese auch geniessen kannst. Du stresst uns gar nicht mit dem Wunsch, dass wir es bis zum 5.10. schaffen. Wir würden uns ja auch freuen, wenn wir es schaffen würden. Wir geben uns Mühe!
AntwortenLöschenLiebe Grüsse
the oldies
Liebe Brigitte, lieber Lukas
AntwortenLöschenZurück aus Italien konnte ich mir heute Eure spannenden und originellen Berichte ALASKA und FISCHENDE BÄREN UND MEHR zu Gemüte führen. Schwimmende Elche, herumstrolchende junge Bären, eine Langohr-Eule, laichende Lachse, spiegelnde kreisrunde Seelein im Permafrostgebiet und vieles andere mehr führt Ihr uns vor Augen. Auch das rigorose Waffengesetz Alaskas ist erwähnt, wonach vor dem Betreten eines Geschäfts die Schusswaffe zu entladen und zu sichern sei.
Auch wir wünschen Euch ein bäumiges Finale Eurer einmaligen Sinfonie durch ganz Amerika!
Cari saluti!
Walter und Esther
Hallo ihr zwei
AntwortenLöschenHerzlichen Dank für die tollen Bilder. Ich freue mich bis ihr wieder in der Schweiz seid, aber ich werde dann sicher die tollen Reiseberichte vermissen, die mich oft von meiner eigentlichen Arbeit am Computer abgehalten haben.
Liebe Grüsse Rita und Peter
Bei diesen Bildern lacht das Herz und "Tränen" die Augen vor Freude! Nein echt, die Bilder sind so toll, dass man mit etwas Fantasie sich direkt nach Alaska beamen kann und wenn man genau "hinriecht" die frische Wald-Moor-Luft einatmen kann. Einfach super.
AntwortenLöschenIch kann mir vorstellen, dass trotz der Vorfreude auf zu Hause und das Wiedersehen mit all Euren Lieben, der Abschied von Alaska doch etwas schwer fallen könnte - mir würde es so gehen!
Hebets guet Ihr Zwei - i freu mi mega, wenn mir üs gsiehnd!
Grüessli Astrid