Sonntag, 15. Juli 2012

Sucre

Für Bolivien liegt Sucre nicht besonders hoch - nur 2800 müM
Unser Merzli und ich sind in diesem Garten gut aufgehoben
Es gab Leute, die sich bei uns erkundigten, ob sich nicht hie und da der „Arnoldcholler“ einstelle.  Wir verneinten dies damals und können das auch heute noch. Lukas’ Heimreise konnte eventuell den Gedanken aufkommen lassen, dass er in die Schweiz geflüchtet sei und ich mich im Merzli breit gemacht habe. Nichts davon ist wahr, aber trotzdem, eine Pause tut gut. Pause vom steten Rumreisen, Pause vom nie Alleinsein, Pause vom Entscheiden nur zu zweit....
Während Lukas in der Schweiz herumsprang, nutzte ich diese Pause für Spanischlektionen; um Sucre etwas kennenzulernen, und vor allem, um mich auszuruhen. Die Berufstätigen dürften kopfschüttelnd fragen, wovon ich mich denn ausruhen müsse: Reisen kann ganz schön anstrengend sein und füllt alle Sinne, bis sie zu überlaufen drohen und nichts mehr rein passt. 

In einer Strasse von Sucre






Sucre gefiel mir auf Anhieb gut. Zwischen sanften Hügeln ist die mit gut erhaltenen Gebäuden aus der Kolonialzeit ausgestattete Hauptstadt Boliviens ein Juwel und der ideale Ort zum Verweilen. Obwohl Hauptstadt, sitzt die Regierung in La Paz, was wahrscheinlich die Stadt noch gemütlicher macht.
Auf der Strasse zur Schule wischen die Bewohner jeden Morgen vor den eigenen Türen das Trottoir. Dieses gehört zum Haus und ist deshalb je nach Hausabschnitt mit mehr oder weniger schönen Platten belegt. Es folgt nach einem (bolivianisch) perfektem Abschnitt z. B. ein solcher ohne Platten – blosse Erde – dann ein Abschnitt mit zerbröckelnden Platten. Ich schätze das tägliche Wischen, denn die Abschnitte der weniger pflichtbewussten Bewohner sind überstreut mit Hundekegeln, den Zeugen der nachts streunenden Hunde. Natürlich sei das tägliche Wischen vor der Haustür auch als Kommunikationsmittel zu verstehen, meint mein Lehrer.

Die Schule
Mein Ausblick während der Paus















Während der Abwesenheit von Lukas besuchte ich am Wochenende eine Hazienda. Diese war früher gross, reich, wichtig und in spanischem Eigentum. Nach der x-ten Agrarreform (wie in allen Ländern Südamerikas) verlor die Hazienda viel Land, konnte deshalb kaum noch bewirtschaftet werden und verlor an Bedeutung. Heute führt die Tochter (Professorin für Sprachen,
wohnt in Sucre) Touristen hin, kocht mit ihnen, führt sie durch das kleine Dorf, wo jede Frau zu Hause einen Webstuhl hat, und erzählt von der Zeit, als die Hazienda voller Leben war. Noch heute werden die Felder bestellt; Arbeiter zu finden, sei jedoch schwierig, da die Leute lieber in der Stadt wohnen und sich nicht für andere den Rücken krümmen. Ich meine: Alles eine Frage der Lohnhöhe.


In der Hazienda dreht sich alles um die warme Küche

Am nächsten Tag besuchte ich den Sonntagsmarkt in Tarabuco. Diese Gegend ist berühmt für Webe- und Strickarbeiten. Farbenfroh und vielfältig werden tausende von Souvenirs präsentiert. Aber auch gebrauchte Betttücher aus Schafwolle werden verkauft, weil die Familie unbedingt Geld braucht.

Sonntagstracht für Männer in Tarabuco
Die Freude über die Rückkehr von Lukas liegt nicht nur in den mitgebrachten Leckereien (Appenzellerkäse und Schoggi). Wir haben uns beide darauf gefreut, die Abende wieder gemütlich im Merzli zu verbringen, weiterhin Neues zu entdecken und zu erfahren.  Allerdings lassen wir uns nochmals eine Woche Zeit in Sucre. Unser Spanisch ist ja noch recht ungeschliffen und einige Lektionen mehr werden dem hoffentlich etwas abhelfen.
Die gestrige Tageswanderung zeigte uns, dass wir etwas eingerostet sind. Sie führte durch eine fantastische Landschaft, ausgetrocknet, wild und einsam, und so rückten unsere Wehwehchen bald in den Hintergrund.

Ganz schön wackelige Angelegenheit; ein genialer Schlusspunkt der Wanderung

Der private Platz, wo unser Merzli Gastrecht hat, ist seit gestern Abend ohne andere Reisende. So sind wir wieder ganz allein. Wir geniessen die Ruhe, den schönen Platz nahe des Stadtzentrums und die Zeit.
Ende der Woche werden wir nochmals übers Altiplano fahren und dann bestimmt unsere Bettflaschen brauchen, zehn Stunden im warmen Bett verbringen und heisse Suppe mit Chili kochen, damit es auch in unserem Innern so richtig einheizt.

Wir grüssen herzlich

Brigitte und Lukas

3 Kommentare:

  1. Hallo Brigitte
    Schön etwas von euch zu hören. Ja wir Berufstätigen freuen uns auch auf etwas Urlaub und Entspannung. In einer Woche ist es soweit und wir können zwei Wochen die Seele baumeln lassen. Wir werden einige Zeit im Tirol verbringen und je nach Lust und Laune entscheiden was wir noch unternehmen können.Etwas Velofahren steht auch noch auf dem Programm .
    Ganz liebe Grüsse
    Rita

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Ihr zwei
    Nur schnell ein kurzer Gruss - damit Ihr auch wisst, dass ich "gewissenhaft " Euren Blog lese!!!
    Sommer-Sonnen-mit-Bise-Grüsse
    Astrid

    AntwortenLöschen
  3. Hahaha.. genau so etwas wie meine Mutter wollte ich auch schreiben - ich bin jetzt wieder auf dem neuesten Stand :-)! herzliche Grüsse über den grossen Teich, Steffi alias Ferientechnikerin

    AntwortenLöschen