Samstag, 25. Februar 2012

Vulkane, Wälder und Seen


Puerto Montt - Vulkan Puyehue - Hua Hua Pass - Therme Geometrica - Villarica - Pucon - Nat.-Park Lanin - Junìn - San Martin de los Andes

In dieser Gegend liessen wir uns viel Zeit

Wir überwinden den Fährenfrust und wenden uns den Naturschönheiten westlich (Chile) und östlich (Argentinien) der Anden zu. Die Gegend  nordöstlich von Puerto Montt ist übersät von Seen und Thermen. Da es hier gutes Landwirtschaftsland und entsprechend viele Estancien hat, gibt es der Zäune viele! Weil wir hier kein Land besitzen, müssen wir zusehen, wo wir unser Picknick auspacken wollen respektive können. Ein geöffnetes Gatter heisst noch lange nicht „willkommen“. Spätestens nach 30 Minuten präsentieren sich der Besitzer oder sein Verwalter mit Entourage  bei unserem Auto und weisen uns mässig freundlich und sehr bestimmt weg. Diskussionen ausgeschlossen – auch wenn ich ein charmantes Spanisch anwende und ein Hohelied über Land und Leute anstimme. An der Bedeutung „Privatbesitz“  zu ritzen ist für die Chilenen offenbar ein Kapitalverbrechen. Nun wissen wir’s und richten uns danach und suchen jeweils einen Campingplatz (wenn’s ihn gibt) oder schlafen in den Dörfern, wo’s eben öffentliche Plätze gibt.

Hier darfst du – bezahlen auch

Obwohl der Vulkan Puyehue auf der chilenischen Seite relativ wenig zerstörte, sieht man ihn weiterhin wild rauchend weiteren Staub nach Argentinien blasen.


rauchender Puyehue

Aber auch auf der chilenischen Seite richtete er Schaden an. Wir besichtigen einen Wasserfall, der vorher klares, aber heute schlammiges, sandiges Gewässer führt. Uns faszinieren die grossen Lavabrocken, die leicht im Gewicht sind und wahrhaftig auf dem Wasser schwimmen.             

Chäibe Blöffer!
Das Werfen geht nämlich sehr leicht
                                                                 


Der Stein ist so leicht, dass er sogar schwimmt

Eigentlich sollten wir den Weg zum nächsten Ziel immer gut finden, denn wir sind mit vier Strassenkarten ausgerüstet. Drei geben keinen Durchgang an, die deutsche Reise-Knowhow-Karte aber zeichnet eine Piste rund um den Lago Riñihue an. Europäisches Kartenmaterial steht doch für Zuverlässigkeit und Genauigkeit! Wir verlassen uns darauf und ignorieren die einheimischen Karten. Falsch! Also wieder einen 70 km grossen Bogen zurück fahren wegen 15 km fehlender Piste. Eigentlich ist es auch gut so; im nächsten Dorf nehmen wir eine Rudergelegenheit wahr – natürlich nur wegen der körperlichen Ertüchtigung – und lernen einen herrlichen Sonntagmittags-Futtermarkt zum Auftanken der verlorenen Kalorien kennen.

rudern nach irgendwo

         Sonntagmittag-Beiz

Auf Umwegen kehren wir zur geplanten Route zurück. Sie führt uns über 25 km Piste zu einem See. Über diesen See geht’s etwa 5 Stunden mit einer Fähre und dann über den Hue Hum-Pass nach Argentinien. Wir fahren die Piste, kommen zur Fähre, studieren den Fahrplan und schauen uns die ruhende Fähre an. Die Betonung liegt auf „ruhen“! Motorschaden! Seit 2 Monaten steht sie still, aber nirgends ist davon zu erfahren. Das Billetthäuschen steht da, wie wenn gleich jemand zum Schalter raus gucken würde – nichts,  aber gar nichts ausser den „angebrannten“ Touristen weist darauf hin. Gut, dass wir Zeit haben! Auf einer Wiese mit fantastischem Blick auf den See darf der Camper stehen (6 Fr. bitte). Das ist doch eine Entschädigung für unsere Enttäuschung. Wir packen die Bikes und machen ein Türli zu einem Wasserfall. Dabei kommen wir bei den 2 originellsten (gemäss Reiseführer) Hotels von Chile vorbei. Das lassen wir uns nicht entgehen; trinken einen Saft und schauen das Hotel an: toll, grosszügige Lounges, wachsende Bäume im Hotel drinnen, rustikaler Holzausbau, wunderbares Spa..... um die 500 Fr. kostet es, dort zu nächtigen. Nach den ersten Gelüsten denken wir an unser Merzli oben auf der Wiese am See und uns ist klar, dort wollen wir nächtigen, dort gefällt es uns bestens.

 Das Baobab-Hotel


Magic Hotel

Immer wieder faszinieren mich die Familien, die sonntags raus fahren, picknicken, die Natur geniessen, schwimmen, paddeln. Immer gut gelaunt und fröhlich – auch wenn man vorher zu acht im Pickup wie Sardinen transportiert wurde. Die Männer hacken mit Äxten Holz für das Feuer und dann wird gebraten und gefressen bis in den späten Abend hinein. Am Sonntagabend können wir jeweils sicher sein, als Einzige den Platz zum Übernachten zur Verfügung zu haben. Die Chilenen lieben den Kontakt. Einige wenige haben die Deutsche Schule besucht und sprechen noch nach Jahren beneidenswert gut Deutsch. Sie freuen sich über Besucher aus Europa, wenden gerne ihre Deutschkenntnisse an und geben uns gute Tipps.

Chilefamilie: „Wir brauchen keinen Hintergrund,
wir sind alle so schön“ sagen es und lachen

Wegen der ruhenden Fähre suchen wir also eine neue Route. Wir entschliessen uns für eine kleine (70 km) Piste über einen Berg, an deren Verlauf mehrere Thermen liegen. Am Ende der Piste sollten wir auf die Strasse stossen, welche zum Nationalpark Lanin (mit Vulkan Lanin) und zur argentinischen Grenze führt. Start in Coñaripe am Lago Calafquen. Wir fahren hoch zu der 15 km entfernten Therme Geométrica. Reger Verkehr und miserable Piste erfordern mehr als eine Stunde für den Weg. Die Therme wurde vor wenigen Jahren von einem Stararchitekten gestaltet. Rote Stege führen durch eine Schlucht. Entlang dieser Stege hat es verschiedene Naturbecken mit Wasser im Temperaturbereich von 36 bis 40°, umgeben von Urwald, Riesenrhabarber, Farnen, Fuchsien, Bambus – ein Traum! Über die ganze Schlucht sind Kabinen verteilt, sodass sich nicht die ganze Meute am gleichen Ort umziehen muss. Toll gemacht, Eintritt pro Person 32 Fr. (ohne Dusche, ohne Fön – also sehr rustikal und naturnah).
  Terma Geométrica
Von der geplanten Weiterfahrt wird uns dringend abgeraten. Die Piste, vor allem die Brücken seien in einem so schlechten Zustand, dass es kaum möglich sei, durchzukommen.  Einmal mehr machen wir einen grossen Umweg – wir sind ja immer noch pensioniert!
Wenn alles gut geht, macht es immer wieder Spass






Der neue Umweg führt uns über Villarrica und Pucon. Pucon ist der Ausgangspunkt zur Besteigung des Vulkanes Villarrica.  Beide Orte sind extrem auf Tourismus ausgerichtet. Darum Weiterfahrt zur chilenischen Grenze. Ich habe die Wette eigentlich nicht gewonnen; aber Lukas hat sie noch mehr verloren: Er meinte, in 35 Minuten seien die Grenzen passiert. Ich lag bei 60 Minuten. Nach 3 (d-r-e-i) aufreibenden Stunden und 3 Zwiebeln weniger sind wir endlich in Argentinien. Aber wir werden gleich mit einer Fahrt durch die Araukarienwälder des Nationalparkes Lanin belohnt. Den Vulkan selbst sehen wir leider nicht;  Wolken verwehren den Anblick. In Argentinien prägen sofort wieder Steppe, Weite, Grosszügigkeit das Landschaftsbild. Die Faszination ist wieder da. Die Zäune sind nicht mehr buchstäblich lückenlos, übernachten ohne Camping ist wieder möglich!

Araukarienwald











Nach einer Einkaufs- und Wäschepause (arbeiten!) in Junín de los Andes fahren wir nach San Martín de los Andes, einer der schönsten Touristendörfer (Chaletstil) Argentiniens. Die Region ist vor allem aufs Skifahren, aber auch auf Sport allgemein ausgerichtet. Die Region ist das Bikerparadies! Klar, dass es auf den Pisten auch Autoverkehr hat, aber am Vormittag sind die Argentinier noch schlafend und wir Schweizer unterwegs. Entlang an Seen, dann zu Fuss zu einer Therme – heisses Wasser und sehr naturnah, d.h. nichts ausgebaut, gar keine Infrastruktur – einfach so im Wald!
Wie bringe ich ihn wieder vom warmen Wasser weg?

Ein anderes Mal geht’s mit dem Auto auf etwa 1000 m – die Piste führt schlussendlich wieder über einen Pass nach Chile (da gibt es wirklich viele kleine Übergänge!). Wir campieren an einer Lagune und biken dann chilewärts. Plötzlich stehen wir inmitten eines vor 400 Jahren entstandenen Lavastroms. Klar können wir auch gleich zum Verursacher, dem Vulkan Achen Niyeu, aufblicken. Auch dieser sieht ganz ausgefranst und staubig aus. Faszinierend, wie langsam zwischen den scharfkantigen Lavabrocken wieder Leben aufblüht! Was wohl alles darunter vergraben ist?

 Radeln mitten durch den Lavastrom

Weiter geht’s Richtung Pass (Lukas macht immer wieder Extratürli, um z. B. seine liegengebliebene Sonnenbrille oder sein Käppli zu holen) und mir geht so langsam  die Energie aus. Mein Mann, er kann’s nicht lassen, er muss da rauf zum Pass. Kaum haben wir uns getrennt,  merke ich, dass alles Flickzeug ich dabei habe und er nichts. Was macht der arme Kerl da oben, wenn ihm die Luft ausgeht ? Darum kehre ich nicht wie geplant zum Auto und Liegestuhl zurück, sondern warte, bis ein strahlender Lukas wieder zurückkehrt. Keine Panne, aber herrliche Blicke auf den Vulkan Lanin hat er erhascht.

  Vulkan Lanin
Zurück in San Martin belohnen wir uns mit einer Forelle, gezwungenermassen im Restaurant, da Lukas immer noch erfolglos fischt. Da ist’s dann wie beim Fleisch – masslos gross!
Wir werden noch lange davon schwärmen!

Das ist doch eine Forelle!

Wir werden uns noch längere Zeit in dieser Gegend aufhalten. Einen kurzen, aber weiten Abstecher machen wir nach Buenos Aires. Eine Freundin bringt uns einige dringende Sachen aus der Schweiz mit (nein, kein Aromat, keine Servelats, kein Käse!). Unter anderem trat erst vor 2 Tagen unser Wassertankdeckel in den Streik, er kam nach dem Wasser einfüllen einfach nicht mehr mit uns. Wir werden die Fahrt in unser Programm integrieren und keinen Stress daraus machen. Auch auf eine weitere Fahrt durch die unendliche Pampa freuen wir uns.

Wir hoffen, dass Ihr alle gut zwäg seid und so richtig auf den Frühling plangt. Wir freuen uns auch immer wieder, von Euch zu hören.

Seid umarmt und lieb gegrüsst

Brigitte und Lukas

Mehr Fotos zeigen wir auf dem Fotolink



3 Kommentare:

  1. Brutal schöne Föteli, besonders Nr. 126 vom Lago Epulafquen, aber eigentlich auch das mit dem See und Sonnenuntergang, und das mit dem Vulkangipfel...also eigentlich sind alle brutal schön!
    Isabelle

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  2. Warum heisst das Hotel Baobab? Weil es auch so dick ist oder ist es aus Baobab Holz???? Vorgesern (wir haben wieder schönes Wetter) habe ich die Saamen von Euch in eine Saatschale ausgesäät. Freu mich extrem auf das Ergebnis!!!
    Mir hats zudem die spezielle Königskerze angetan! Gibts von der auch Saamen?
    Der Baum mitten im Lava sieht auch enorm aus. Wunderbar. Wie sich der Same durchgekämpft haben muss!
    Und das extrem klare Wasser-wunderschön!

    Ich wär gerne bei Euch und ein bisschen dabei!

    Kuss
    regula

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  3. Eben habe ich festgestellt, dass 2 Bilder schwarz sind - so dumm. Lösche nie im Picasa Bilder, die du wieder haben willst - das ist meine Lehre, die ich beim Erstellen es letzten Blogeintrages gelernt habe. Tröstet Euch, das dazugehörende Bild ist auch im Album vorhanden.
    wir werden uns weiterhin Mühe geben und mit schönen Bildern, Euch den Speck durch den Mund ziehen.
    Herzliche Grüsse Brigitte

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