Halifax - Fundy Bay - Cape Breton - Louisbourg -
Amherst - Kouchibouguac N.P. - Quebec - Montreal
Der Wechsel vom Reisen im Merzli zum Reisen
im PW mit Schlafen in Motels und Verpflegung in Restaurants führt uns vor
Augen, wie komfortabel wir die vergangenen zwei Jahre unterwegs waren. Das
gemietete Autoli ist zwar spritzig wie ein junges Rennross, aber wir sitzen
quasi auf der Strasse im Vergleich zum Übersichts-Hochsitz im Cämperli. Wir
haben weder ein WC noch einen Kühlschrank bei uns noch können wir an den besten
Aussichtslagen frühstücken. Dafür dürfen wir uns wundern, dass der
Warmwasserhahn in den Motels hie und da auch rechts liegt, ja sogar die
Gewindedrehrichtung ist nicht überall gleich! Und dank Hotel und Restaurants
verschwinden die Banknoten fast so schnell wie sie aus dem Bancomat
herauskommen.
Was brauchen wir für die Hotelferien? |
Während der zwei Wochen durchstreiften wir
den äussersten Osten Kanadas. Dabei wähnten wir uns oft und in vielen
Beziehungen in England, später in Frankreich.
Die kleine Provinz Nova Scotia [nouwa
sgouscha] ist nur um ein Viertel grösser als die Schweiz, und hat acht Mal
weniger Einwohner. Jeder vierte lebt in der Hauptstadt Halifax.
Eine knappe Fahrstunde von Halifax entfernt
treffen wir auf das Denkmal des Absturzes einer Swissairmaschine 1998 (wer
wusste vorher schon, wo oder was Halifax ist?).
Der Gedenkort an den Absturz der Swissairmaschine bei Halifax mit Blick auf Peggy's Cove |
Das Denkmal wurde an einer wunderschönen
Stelle errichtet und ist ein viel besuchter Ort. Der Blick schweift auf den
kleinen Touristenort (im Prospekt: Fischerdorf) Peggy’s Cove mit dem meist
fotografierten Leuchtturm Nova Scotias. Die Küste mit seltsam abgeschliffener
Felslandschaft lädt zum Strielen und Klettern ein.
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Der Liebling aller Kameras ist der Leuchtturm in Peggy's Cove |
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Das gefällt Lukas |
In der Fundy Bay findet der weltweit
grösste Tidenhub (bis zu 16 m!) statt. Diesen für einmal wirklich
erwähnenswerten Weltrekord beanspruchen mindestens ein Dutzend Gemeinden
ultimativ für sich. Ich stehe an einem Schiffssteg. Weit unter mir liegen die
Boote im Trockenen. Ein Fortkommen mit den Booten, ja sogar das Einsteigen ist
nur bei Flut möglich. In einem Flüssli kündigt sich die Flut mit einer Welle
flussaufwärts an. In 1½
Stunden steigt der Flussspiegel um mehrere Meter.
Warten auf die Flut bis ins Schiff eingestiegen werden kann (sie stehen auf der Rückseite) |
Nicht nur wir fühlen uns hier wohl.
Praktisch rund um Nova Scotia tümmeln sich mehrere Wal-Arten. Ein besonders
touristenfreundliches Exemplar führt uns seine Springkünste während etwa 5
Minuten vor. Immer wieder springt es in die Höhe und klatscht dann mit dem
massigen Körper und den Schwanzflossen aufs Wasser. Lukas erinnert sich
schaudernd an einen seiner „Ränzler“ vom Sprungturm – dem Wal hingegen scheint
das wohl zu tun und zu gefallen.
Man springe mal mit 60 Tonnen in die Höhe! |
Auch im stark bevölkerten Teil Kanadas (für
Schweizer: im nicht unbevölkerten Teil Kanadas) wohnen die Leute in
Einfamilienhäusern. Die kellerlosen Häuser sind meist äusserst einfach gebaut. Die Dachsparren sind
wirklich nur Dachlatten, die Ziegel drei Millimeter starke Dachpappenlappen,
die Fenster nur einfach verglast. Aber der riesige Rasen ist stets tadellos
geschnittenen und zeugt von fleissiger Düngung. Da hocken die Männer
stundenlang auf ihren Aufsitzmähern – mir kommt es so vor, als seien sie aus
dem Haus respektive vor der Hausarbeit geflüchtet. Kaum ein Gräslein steht
krumm. Kein Strauch, keine Blumenrabatte, kein Gartenmöbel unterbricht die
Grünfläche. Während wir uns im Norden über die Schrott- und Güselhaufen in den
Gärten und neben den Häusern wunderten, ist hier alles gepützelt, für unseren
Geschmack gar etwas verbünzelt. Die unzähligen Golfplätze mit bis zum Abwinken
gepützelten Grünflächen sind erstaunlich gut besucht.
Rasen zum Abwinken |
Wir wandern und geniessen die Küsten |
...und wird mit heissem Appetit gegessen |
Die letzten Tage unserer Reise verbringen
wir in der Provinz Québec (40fache Fläche der Schweiz, gleich viele Einwohner,
¼ lebt in Québec oder Montreal). Eine besondere Lebensader ist der St.
Lorenzstrom. 90% der Einwohner der Provinz Québec wohnen in dessen Bereich! Wir
überqueren ihn an einer relativ schmalen Stelle (24 km!!) mit der Fähre.
Abendstimmung auf der Fähre über den St. Lorenzstrom |
Jetzt
sind wir im französisch sprechenden Gebiet. Was für ein Unterschied zum
englischen Kanada! Die Vorgärten sind kleiner, dafür blumiger. Bis heute
meinten wir, dass wir leidlich französisch verstehen und auch sprechen. Das
Québec-Französisch unterscheidet sich für uns bis zur Unkenntlichkeit vom
normalen französisch und wir müssen dauernd nachfragen, weil wir die simpelsten
Sätze nicht verstehen. Es ist tröstlich für uns – allerdings auch mühsam – dass
dafür unser Französisch von den Québecanern auch nicht verstanden wird.
Die Strassen in die Stadt sind verstopft,
der Verkehr ist kriechend. Es wird weniger amerikanisch-freundlich gelächelt,
dafür mehr europäisch gedrängelt. Am Ankunftsabend flüchten wir nach einer
Stunde Stausteherei ins nächste Hotel – egal, dass es mit einigen teuren
Sternen dekoriert ist. Die seit zwei Jahren stauentwöhnten Nerven lassen sich
in der Bar bei einem grossen „pression“ besänftigen und der knurrende Magen im
danebenliegenden Restaurant zum Schweigen bringen.
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Französisches Frühstück mit Buttertoast.... |
Lukas steigt ins Fasadengemälde |
Anderntags schlendern wir durch die schönen
Strassen und Gassen, geniessen den Ausblick auf die untere Altstadt und den St.
Lorenzstrom, wo gerade zwei grosse Kreuzfahrtschiffe anlegen. Der französische
Charme, das Savoir vivre erkennen wir in der Altstadt Québecs sofort.
Boulevard-Beizli ersetzen die Fast Food-Tempel, wunderbare Menüauswahl, Wein
und knusperiges Baguette sind unverkennbare Merkmale. Nicht allein die
Quantität gibt den Ton an, auch Qualität wird zelebriert. Québec mit dem überwältigenden französischen
Charme würde einen mehrtägigen Besuch rechtfertigen.
Unsere langen Fahrten führen auch durch
farbenprächtige Wälder. Die Rot-Gelb-Braun-Orange-Grüntöne präsentieren uns den
Indian Summer.
Indian Summer |
Montréal statten wir nur einen Blitzbesuch
ab. Die riesige Stadt mit schnellem und dichtem Verkehr zeigt in kleineren
Strassen, Fussgängerzonen, auf den Fressmeilen und den Ausgeh-Vierteln aber
auch seine gemütlichen Seiten. Viele Strassenkünstler versuchen ihren
Lebensunterhalt zu erspielen. Wir schlendern durch die Strassen und Gassen,
geniessen den Blick und das Treiben am alten Hafen. Auch hier ist das Französisch
gleich unverständlich wie in Quebec
Brücke über den St. Lorenz-Strom in Montreal |
Auch in Montreal ist das Flanieren toll |
Heute besuchen wir noch den berühmten
Botanischen Garten und steigen dann abends ins Flugzeug. Nach 22 Stunden und
zweimaligem Umsteigen werden wir in Hamburg landen. Ob wir dort wirklich unsere
Freunde, die Amstutz', sehen werden?
Unser letzter Blog wird von den letzten
Reisetagen handeln und eine statistische Zusammenfassung unseres Reislis
beinhalten.
Wir freuen uns mit mehr als einem lachenden
Auge auf zu Hause!
Brigitte und Lukas