Sonntag, 4. Dezember 2011

Hola Pampa

Buenos Aires - N.P. Linuel Calel - Viedma - Halbinsel Valdés






Am Freitag, 18.11. spuckt uns die Grande Africa aus - wir werden direkt ans Ufer der 14 Millionen Stadt Buenos Aires gespült. Es ist krass; gleich von soviel Lärm und Menschen umgeben zu sein! Allerdings dauert das Ausspülen sechs Stunden; spätestens jetzt merken wir, dass argentinische Uhren anders ticken als europäische.

Die Grande Africa spuckt uns aus
Es wird Abend, bis wir wieder im Besitze unserer Pässe, Impfausweise und  den Einfuhrpapieren sind und vor uns liegt das Wochenende. Bevor wir 3 Tage an der modernen, angenehmen Grossstadt schnuppern, vertilgen als erstes einmal ein riesiges Stück Fleisch. Buenos Aires bietet aber mehr: lebhafte, aber geordnete Strassen, wunderschöne Parkanlagen und, wenn man wollte, wären Dutzende von Museen zu besuchen. Unser Auto steht am Strassenrand unter wunderbar  schattigen Bäumen: Die Schweizer merken erst später, dass die Bäume ununterbrochen einen Saft auf das Auto tropfen lassen und auf diesem hartnäckige orangefarbene Spuren hinterlassen. Ja, alles hat seinen Preis – ein kostenloser Stellplatz mitten in der Stadt kann man nicht ohne kleine Hindernisse bekommen! Frühlingshaft bewegt sich die Temperatur zwischen 24 und 28 Grad, nachts gibt es immer ein Gewitter, welches eine angenehme Abkühlung bringt.




Nach Stadtrundfahrt, kilometerlangem Laufen, Einkaufen und Abschliessen der Haftpflicht-versicherung geht’s vier Tage später Richtung Süden auf, wo wir zuerst die Halbinsel Valdés zum Beobachten von Walen, Seeelefanten und anderen imposanten Meerestieren anfahren möchten. Dazwischen liegen etwa 1500 km – aber nur, wenn man auf direktestem Weg dorthin fährt.
Aber wir sind pensioniert! Wir müssen gar nichts mehr in direktem Angriff nehmen; wir geniessen es, die Zeit, die Route, die Aufenthalte genau nach unserem Gusto zu gestalten. Nur um von Buenos Aires rauszukommen, benützen wir die Autobahn.
Bald sehen wir, was man hier unter Pampa versteht: Topfeben, grün und viele, viele Rinder. Die Estanzien liegen weit auseinander; sie sind teilweise bereits in einem fragwürdig bewohnbaren Zustand. Je südlicher wir kommen, umso struppiger, trockener und fressfeindlicher werden die Weiden. Ein Rind steht so lustlos am Zaun, als wäre es im Fressstreik. Keinem Schweizer Rindvieh würde man eine solche Weide zumuten. Aber eben; wir sind ja in Argentinien und da ist alles, was Rind und Fleisch angeht, nicht mit unseren Ellen zu messen.




Die besten Geschäfte macht hier aber bestimmt der Zaunfabrikant. Alle Parzellen sind eingezäunt.  Die kleinste handelbare Einheit betrage 2500 Hektaren! Jeder Strasse – auch den kleinen, unbedeutenden Pisten entlang - führt ein Zaun. Will man das Vieh aus- oder einsperren? Oder gilt der Zaun den Menschen (oder Campern, die sich ein Plätzli für die Nacht suchen wollen)? Ist ein Rindvieh mal ausgebrochen, ist es verloren. Einen Weg zurück findet es kaum wieder und ausserhalb der Weide ist kein Überleben.
Nach 2 Tagen erreichen wir den kleinen Nationalpark Linhuel Calel. Hier ist es trocken-trocken und staubig-staubig-staubig.


3 Tage genügen für vieles: Für eine Wanderung auf die tollen, mit Flechten überzogenen Felsblöcke, eine Biketour (3 Mal Loch im Reifen) und um unser ganzes Hab und Gut in Staub zu hüllen. Die Einöde mit Tundra-Struktur lässt uns immer wieder fragen, warum hier draussen Menschen wohnen, wo knapp das Vieh überlebt. Den Vögel scheint es sehr zu gefallen: Der „Lärm“ ist zeitweise penetrant, lieblich, bedrohlich, fröhlich und exotisch. Nur fotografieren lassen sie sich schlecht. Ein Füchslein schleicht sich dauernd um unser Auto rum; aber eigentlich wollen wir einen Puma oder wenigstens eine Wildkatze sehen. Dafür werden wir auf der Biketour von 2 Vogelspinnen überrascht. Eindrücklich, solche Dinger ohne vorgeschaltete Terrariumscheibe vor die Linse zu bekommen.
Wer schafft das ebenfalls: Zwei Platten aufs Mal!

Unsere Wege kreuzen sich - gegenseitig
lassen wir einander leben...

Langeweile kommt auch bei Pistentempo nicht auf. Der Fahrer muss sich ziemlich konzentrieren und die Beifahrerin sieht die Hasen, die Ňundas und Füchslein über die Strasse huschen, Adler kreisen und auf Leckerbissen warten (wir überfahren deswegen aber keine Tiere!).
Campieren direkt am Strassenrand. Während der
ganzen Nacht fuhr kein Auto vorbei

Wenn uns andere Südamerikafahrer erzählten, dass auf der Ostseite Argentiniens nichts ist, konnten wir uns das „Nichts“ nicht vorstellen. Aber es gibt tatsächlich einfach nichts ausser einem Strassenband, links und rechts der obligatorische Zaun und dorniges Gestrüpp dahinter. Eine Kuh oder ein Pferd in diesem ist bereits erwähnenswert. Das „Band“ (Rute National 3) verlassen wir aber immer wieder und geniessen Höhepunkte, wie Schlafen direkt am Meer, traumhafte Sonnenuntergänge, grandiose Küsten, Stille und Einsamkeit. Fürs Merzli sind einige Strecken fürchterlich; es lässt sich aber nichts anmerken, ist nur dankbar für Euro-Diesel und Luftfilterreinigungen.
Die über dem Himmel hängende Vulkanasche aus kürzlich ausgebrochenen Vulkan macht Menschen, Tieren und Luftfiltern zu schaffen.
Die Kochgas-Beschaffungsübung haben wir in einer „prächtigen“ Eisenwarenhandlung hinter uns gebracht. Dauer: etwa 2 Std. und mit viiiel Engagement des jungen Angestellten im Suchen der passenden Anschlüsse.
Am 29.11. erreichen wir die Halbinsel Valdés. Viele Erwartungen haben wir in dieses Reiseziel gesteckt. Seeelefanten und –löwen lassen sich aus tierfreundlicher Distanz beobachten – die Touris hätten gerne die Zäune etwas näher bei den Tieren! Die Wale haben die Bucht verlassen und werden erst wieder im nächsten Juli zurückkehren – glaubten wir bis kurz vor Drucklegung dieses Berichts. Und vor drei Stunden hatten wir die enormen Leiber mehrerer Wale inkl. Jungtiere bis 40 Meter vor den Augen. Das ist für uns so extrem beeindruckend, dass wir Hitze, Sonnenbrandgefahr,  Durst schlichtweg vergessen.

Fazit bis jetzt: Reisen ist schöner als arbeiten – aber nicht minder anstrengend. Wir sind abends müde und legen uns gerne nach einem kurzen Jass hin.

Liebe Grüsse
Brigitte und Lukas

Mehr Fotos findest du auf dem entsprechenden Link (Rechtsklick).

9 Kommentare:

  1. Hoi zäme
    Isch ja mega spannend was ihr uf eure Reis alles gsehnd und erläbet! Witer so!
    Vili liebi Grüess, Helen und Lorenz

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  2. OH GOTT DIE SPINNE!!!!

    Müsst ihr jetzt in jedem Land eine Haftpflicht abschliessen oder wie läuft das?

    Isabelle

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  3. PS: Diese zwei unbestimmbaren Vögel sind doch Pfauenweibchen.

    Isabelle

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  4. Also die Seelöwen, Walen usw. hätte ich auch gerne gesehen. Auch die Spinne! Ich habe jetzt dann (ab Jan.) auch wieder etwas mehr Natur: ich ziehe in ein Haus mit grossem Garten!
    regu

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  5. einfach fantastisch!!!!!! Freue mich über jeden Reisebericht und die wunderschönen Fotos! Sehr eindrücklich,was ihr in so kurzer zeit schon alles erlebt.. was da wohl noch kommen wird?? mir gefallen die Pferde.. die sind weder giftig noch bissig =)! e liebe Gruess us dr chaute Schwiz (P.S. auch bei uns kommt noch nicht wirklich Weihnachtsstimmung auf - bei diesem Regen!!)

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  6. PS.. also der Kommentar am 7. Dezember 2011, 10:32 Uhr .. der wäre von mir (Steffi :-)) )

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  7. Liebe Isabelle
    Nein; es handelt sich nicht um Pfauenweibchen. Die Vögel sind kleiner und nirgends gibt es Männchen. Auch wenn ich nicht weiss, wie sie heissen, sie sind herzig und uhh flink. In dieser Region nisten kleine Vögel am Boden, d.h. dass die Jungen zum Nest raus kommen, bevor sie fliegen können. Die armen huschen jeweils in Windeseile über die Piste und die Vogelmütter fliegen aufgeregt nebenher. Vogelbeobachtungen sind hier sehr ausgiebig und interessant.
    Liebe Grüsse Mami

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  8. Hoi zäme
    Super, dass ihr uns an eurer Reise so teilhaben lässt! Die Wale hätte ich auch gerne gesehen!!
    Liebi Grüess us de chalte, nasse Schwyz
    Margrit

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  9. Godi und Bernadette17. Dezember 2011 um 20:08

    hallo ihr zwei weltenbummler.

    eure berichte verfolgen wir mit grossem eifer. da kommt bei mir schon etwas fernweh auf, denn reisen mache ich auch sehr gerne und man erlebt natürlich so viele sachen.
    schon bald steht weihnachten vor der tür und wir wünschen euch natürlich auch ein schönes weihnachtsfest wenn auch etwas anders als sonst.
    wir wünschen euch eine schöne zeit und grüssen euch herzlich. Godi und Bernadette

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