Sonntag, 24. Februar 2013

Das Tierparadies Costa Rica


Palmar Sur – Sierpe – San Isidro de El General – Cerro de la Muerte – San José – Taracoles – San José – Cartago – Vulkan Irazú – Orosi – San José – Ciudad Quesada (San Carlos) - Caño Negro – Arenalsee – Cañas – Liberia – Rincón de la Vieja – La Cruz (Cañas Castilla) – Peñas Blancas - Nicaragua

  
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Lieblingsspruch der Ticos:
Geniesse das Leben, mach Dir keine Sorgen...
An die feuchte Hitze haben wir uns mittlerweile etwas gewöhnt, so fällt ein  weiterer Abstecher in den westlichen Teil der Costa-Ricanischen Osa-Halbin­sel nicht schwer. Um 6 Uhr, also bei Sonnenaufgang, starten wir eine Bootstour. Die Vogelwelt ist soeben erwacht, die Kaimane sind müde von der nächtlichen Jagd und aalen sich auf den Sandbänken, um an der Sonne sich wieder aufzuheizen.

Bei Ebbe steigt er aus dem Wasser 
Papageie schreien lieber, als dass sie stillehalten für ein Foto. Ein Tukan spielt Versteckis: Er verschwindet immer wieder in seinem Baumloch und guckt nur ganz schnell heraus; die Fledermäuschen aber hal­ten still, sie haben sich in einer Reihe am Baumstamm festgekrallt und wer­den den Tag kopfunter verschlafen.

Fledermausparade 
Wenn sich der Wasserspiegel bei Ebbe senkt, liegen prächtige Wurzelgebilde  bloss, und Krebse wandern die feuchten Stämme hoch. Lange nicht alles kön­nen wir auf Fotos festhalten: Schmetterlinge verweigern permanent das Lan­den auf einer Blume, Eisvögel ziehen es vor, sich gegen das Licht  niederzu­setzen, die Kapuzineräffchen turnen lieber im belaubten Gehölz herum als sich fotogen zu posieren, Schildkröten stürzten sich vor unserer Kamera ent­setzt ins Wasser. So bleiben viele Tiere wohl in unserer Erinnerung, aber nicht im Fotokasten.
Weniger naturbelassen ist die Umgebung von Sierpe. Gewaltige Palmhaine zur Ölgewinnung dominieren die Landschaft. Der Biodiesel fordert eine naturfeind­liche Monokultur.

Daraus wird das Palmöl gepresst
Wer kennt nicht die Konserven von Del Monte? Im Norden Costa Ricas  durchfahren wir Ananasplantagen dieses Konzerns. Soweit das Auge reicht, ist die hügelige Landschaft vom Anbau und der Verarbeitung der Ana­nas geprägt. Riesige Maschinen sorgen für genügend Insektizid, Düngung und Hormone für eine regelmässige Ausreifung der Früchte. Von Natur aus reifen die Ananas nicht gleichmässig schnell, was die Ernte auf diesen grossen Flächen kompliziert. Mit spezieller Chemie könne aber der Reifungsprozess uniformiert werden, so erklärt uns ein seit Jahren hier lebender Schweizer,

Die Ananasplantagen von Del Monte
Zwischendurch dürfen wir wieder einmal Höhenluft und nächtliche Temperatu­ren unter 20°C geniessen. Auf 2'700 müM lässt es sich herrlich schlafen.  Dieses Mal wollen wir den Paradiesvogel „Quetzal“ se­hen. Wir wandern ab sechs Uhr während drei Stunden durch den zauberhaften, kalten Regenwald, der über und über mit Moos, Bromelien und Lianen bewachsen ist. Trotz Lockrufen unseres Führers scheinen die Quetzals heute keine Lust auf Fotosessions von Touris zu haben. Am Ende klappt’s dann doch noch: ein Weibchen sitzt lange (natürlich auch gegen das Licht!) hoch oben auf einem Ast, und plötzlich schwebt ein Männchen zauberhaft durch den Feenwald. Seine langen Schwanzfedern blitzen in der Sonne auf – und weg ist er; uns bleibt ein einmaliger Augenblick in Erinnerung.

Das Männchen Quetzal wäre natürlich imposanter

Bei einem Ausflug an die Pazifikküste kommen wir in den Genuss, riesige Spitzmaulkrokodile (bis fünf Meter sind keine Ausnahme!) von einer Brücke aus beobachten zu können. Bei 35°C fläzen sie sich im Schlammsand, sperren ihr mit spitzen grossen Zähnen bewaffnetes Maul weit auf, als wären sie beim Zahnarzt oder grinsen zufrieden vor sich hin (so als hätte der Zahnarzt ihnen die Rechnung erlassen). Sie zelebrieren die echte Faulheit.

 

Scho äs bitzeli gfürchig
In der Nähe von San José treffen wir auf Patrick und Kathi, welche auf ihrer Weltreise zufällig zur gleichen Zeit in Costa Rica sind wie wir. Patrick und Lu­kas arbeiteten im gleichen Schulhaus.

Patrick und Kathi haben den Tag noch schöner gemacht
Der Gesprächsstoff dreht sich dann auch bald mal um die Schule; Schüler, Systeme, Effizienz... Der Ausflug auf den Vulkan Irazú lenkt aber bald vom ehemaligen Berufsle­ben ab und begeistert uns alle. Am Parkeingang – pro Person sind 10 $ fällig – entmutigt man uns mit „es gibt nichts zu sehen; nur Nebel“. Aber jetzt sind wir hier und wollen hochfahren. Auf 3430 müM empfängt uns ein eisiger Wind; na ja, die Aussicht beschränkt sich auf wenige Meter. Aber eine Stunde später – wir brunchen gemütlich im Merzli – reisst der Himmel auf, die Sicht wird prächtig. Die Aussicht in den Haupt- und einen Nebenvulkan­krater– der Kratersee ist jetzt ausgetrocknet – lässt die Wucht eines Ausbru­ches erahnen. Ob wohl bei einem solchen die Vorschrift, rückwärts zu parkieren, noch hilfreich ist?

Links der grosse, rechts der kleine Krater

Wir geniessen den Tag
Costa Rica ist kein Billigland, aber sie haben die schönsten Geldnoten. Das Angebot im Supermarkt ist verlockend, die Früchtestände an der Strasse unwiderstehlich. Alles ist wieder erhältlich; die Preise sind aber vergleichbar mit denen in Deutschland. Und sogar die Schweizerpreise werden übertroffen: Für 2,5  km Wanderweg sollen wir 10 $ bezahlen!
Bargeld beziehen wir normalerweise an Automaten. Noch in der Schweiz haben wir ein Postkonto eingerichtet, welches, sofern es ein Polster von min. 25'000 Fr. hat, weltweit einen kostenlosen Bargeldbezug verspricht. Heraus­zufinden, welche Bank diese Postcard und welche nur die Bankkarte (diese aber mit unanständiger Spesenbelastung), akzeptiert und welche über­haupt Geld rausspucken, ist Lukas’ Job. In Costa Rica werden die Preise praktisch immer in US$ und in der Landeswährung, in Colones, angegeben. Dank des ungewohnt hohen Preisniveaus muss Lukas häufig seinem Job nachgehen! Jedes Mal meint er, dass er jetzt zu viele Colones bezogen habe und diese an der Grenze zu Nicaragua wieder umtauschen müsse. Weit gefehlt: Reiten und eine weitere Bootsfahrt in Caño Negro – einem interessanten Feuchtgebiet im Nordosten von Costa Rica -  haben den zu hohen Bezug gleich wieder weggefressen. Dann gibt’s unterwegs noch ein Heimetli eines Schweizers mit gemütlicher Beiz und heimatlichen Preisen: Was Lukas nicht hindert, Rösti und Bratwurst zu bestellen und ich wähle Schnipo mit anschliessendem Meringue. Der Schweizer hat sein Idyll im Chaletstil, inklusive Kapelle mit heimeligem Glockengeläut, einer Schmalspurbahn mit Kehrviadukt und Drehrestaurant mit Blick auf den Arenalsee errichtet.

Die Schweiz am Arenalsee
Viele Jahre lieferte der Vulkan Arenal täglich das abendliche Schauspiel: Er spuckte glühende Lava und dito Steinbrocken (gemäss Reiseführer zählt er zu den fünf aktivsten Vulkane der Welt). Vor zwei Jah­ren kündigte der Vulkan aber fristlos. Deswegen kommen weniger Touristen in diese Region. Wegen der schlechten Wirtschaftsla­ge in den USA bleiben auch noch die Amis  weg. Sie benötigen Geld und verkaufen hier ihre Häuser. So schmücken „for sale“-Schilder viele Vorgärten. Wir lassen uns nicht verführen; was sollen wir in Costa Rica ohne unsere Familie, ohne un­sere Freunde? Schönwetter hin oder her, wir fahren weiter.
Als letzten Nationalpark besuchen wir den Rincón de la Vieja. Auf einer dreistündigen Wanderung durch den trockenen Urwald mit riesigen Bäu­men, welche auf gewaltigen Stämmen wachsen, kommen wir an brodelnden Stellen vorbei. Überall zeigen sich die Verdauungsbeschwerden unserer Erde: An einigen Stellen pfeift ein Überdruckventil oder kleine Geysire schiessen Wasser in die Höhe. An anderen Stellen köchelt ein Schlammbrei vor sich hin. Dieses Mal lassen wir das Schlammbad lieber bleiben. Kapuzineräffchen turnen im Geäst herum, können zappelphilippartig kaum stillsitzen. Ein Weib­chen trägt ein munziges Junges auf dem Rücken – die Affenfamilie führt ein Affentheater auf. Wir können uns am Schauspiel kaum sattsehen.


Blubb, blubb...
Nahe der Grenze zu Nicaragua baute eine Schweizerfamilie während 15 Jahren einen Landwirtschafts- und Tourismusbetrieb auf. Es ist herrlich bei Agi und Guido mitten im Trockenwald zu wohnen. Zwei Faultiere angeln sich namensgerecht den Baum hinauf, das Krokodil sonnt sich auf dem Stein, Geckos schnalzen am Abend, Brüllaffen kommen ganz nahe heran und ma­chen einen Heidenlärm, während sich der Klammeraffe elegant von Ast zu Ast schwingt. Schön angelegte Trails führen durch die Hacienda, wo Guido auch eine Teakholzplantage angebaut hat. Abends kocht Agi wunderbaren Gemüsegratin (wann haben wir das letzte Mal sowas gehabt?) und Fisch. Die Birchlers haben wir hier wieder getroffen; Franz und Lukas geniessen aus Wiedersehensfreude  kubanische Zigarren.

Die Zigarren rauchenden Geniesser
Mit vollem Bauch und herrlichen Erinnerungen nehmen wir Abschied von Costa Rica und einmal mehr von Franz und Brigitte.

Will man Tiere sehen, kommt man in Costa Rica voll auf die Rechnung; fürs Na­turspektakel aber sind Ecuador, Peru und Bolivien zuständig.

Wertvoll aber völlig unspektakulär: Teakholzplantage
Die Grenzübertritte in Zentralamerika haben einen schlechten Ruf. Sie erfordern drei G: Geduld, Geld und einen Guide, natürlich auch für die Einreise nach Nicaragua. Geld: Auto­versicherung, Stempelgebühren, Einreisegebühr – alles muss in US$ bezahlt werden, obwohl Nicaragua über die eigene Währung, den Cordoba verfügt. Geduld: Wäre nicht so schlimm, wenn der einzige zur Schluss-Unterschrift berechtigte Polizist nicht in der Mittagspause wäre. Mehrere Busladungen warten, weil der Chauffeur eben dieses Visum braucht. Guide: Auch wir warten; allerdings  fordert unser 5$-Helfer den mit­tagessenden Polizisten erfolgreich auf, für einige Sekunden die Gabel mit dem Stempel zu tauschen. Nach zweieinhalb Stunden haben wir’s geschafft und fahren auf Nicaraguas Strassen! Die Landschaft ist ausgetrocknet. Noch einen Monat dauert die Trockenzeit,  dann wird Nica­ragua wieder grün sein.
Granada ist gerade in Festtagsstimmung: Es sind die Tage der Poeten. Wir sehen Folkloretänze, einen Kunstmarkt und weil’s Samstag ist auch viele Leute, die sich im grossen Park amüsieren. Bei Bier und Nachos (eine klei­ne Mahlzeit mit Maischips, Bohnensauce, Tomaten, Zwiebel, Koriander, mit Käse überbacken) schauen wir dem Treiben zu. Granada ist ein schönes, relativ verkehrsarmes Kolonialstädtchen. Die Leute sind freundlich, viele Männer haben einen etwas melancholischen Blick, die Haut­farbe ist dunkel. Wir werden nur wenige Tage in Nigaragua verbringen, weil wir am 11. März von Mexiko nach Kuba fliegen werden.  

Wir grüssen herzlich bei permanenten Temperaturen über 30°C, nachts kühl­t’s jetzt auf angenehme 24° ab.

Brigitte und Lukas






4 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Ich bekomme Meldungen, dass Kommenteinträge vom System nicht angenommen werden. Ob es bei mir funktioniert?
    Lukas

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  3. - was macht ihr mit dem Auto wenn ihr in Kuba seid?
    - bringt ihr mir so ein Weissschulterkaputzineräffchen mit?
    - Oder wenn das nicht klappt den Nasenbär?
    - Und, wir wars für Dich Mam mal Lehrerin zu sein?
    - in ca.7 Wochen gehts bei mir los :-)

    Kuss
    regula

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    1. Pfui, weder Wassschulterkapuzineräffchen noch Nasenbären haben in unseren Stuben etwas zu suchen. In Belize gibt es einen speziellen Zoo, wo gestrandete Tiere, geraubte und verletzte Aufnahme finden. Ganz tolle Einrichtung! Das Auto lassen wir am Flughafen von Cancun stehen (nehmen wir mal an, dass es klappt). Nur noch 3 oder 4 mal schlafen, dann werden wir Isabelle sehen.
      Liebe Grüsse the oldies

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