Donnerstag, 9. Februar 2012

In Chiloé regnet's

Auf und um Chiloé

Chiloé sei das regenreichste Gebiet Chiles

Unsere Tochter Franziska und Chrigi sind also wieder zurück in die Schweiz geflogen, wir beide Alten dürfen in Südamerika bleiben.
Zuerst gilt es, all die liegengebliebenen Arbeiten zu erledigen: Blog schreiben, Tagebuch nachführen, Fotos sortieren, die Wäsche in Ordnung bringen. Dann treffen wir uns mit unseren früheren Franzosen-Reisekollegen, um Erfahrungen auszutauschen und zu einem guten Znacht. Tags darauf stossen wir auf ein Bierfest des Deutschen Clubs: Wir essen schunkelnderweise Bratwürste und Kuchen.














Unsere franz. Reisekollegen beim Wiedersehens-Znacht











                                        Brigitte und ich beim Schunkeln














                                  Kein Brösmeli darf verloren gehen!












Offenbar ist Ende Januar strikte Fest-Zeit: Im Nachbardorf können wir bei einer Rodeoveranstaltung zuschauen, wie Rinder getrieben und gefangen werden.



Jedes Reiseführer-Buch schwärmt von der Insel Chiloé: Lieblich, sanft, anmutiger Reiz, phänomenale Holzkirchen, gute Küche, ... . Obwohl wir wissen, dass Chiloé auf der Liste „Häufigkeit der Niederschläge“ zuoberst aufgeführt ist, wollen wir uns diesen Leckerbissen nicht entgehen lassen und bezahlen die Fährüberfahrt.




Brücke in schlechtem Zustand. Höchstens 5 t.Für Fahrzeuge über 5 t obligatorische Umleitung über...

Unser Cämperli hat gut 3,5 t. Also nehmen wir nicht die Umleitung, sondern wollen über die Brücke fahren. Nach ca 5 km sehen wir, wie Chilenen Vorschriften durchsetzen: Weil Fahrzeuge über 5 t meist auch hoch sind, wurde eine Höhenbarriere von 2,30 m aufgestellt. Keine Chance für unser Merzli mit fast 3m! Also staunen, fluchen, zurückfahren und die lange Umfahrung benützen.





Es stimmt: Es regnet täglich und oft. Die Kirchen sind sehenswert, aber aus den Socken hauen sie uns nicht. Das Sanft-lieblich-anmutige fanden wir noch nicht. Dafür wohnen wir einem Folklorefest bei: Die Musik meist aus der Konserve, das Asado eher zäh, betrunkene Jugendliche etwas zu häufig. Aber die Stimmung gefiel uns ausgezeichnet, vor allem, weil wir mit einer Familie aus Santiago ins Gespräch kamen. Zum Kaffee luden sie uns in ihre Unterkunft ein, es gab einen unvergesslichen Abend.
Manchem Schöfli passt diese Festerei und
Fresserei nicht ganz in den Lebensplan...





Musik vorwiegend aus der Konserve, Fleisch ausschliesslich frisch vom Grill
Kein Deutsch auf der einen Seite, wenig spanisch auf der andern. Lustig war's trotzdem, vor allem anschliessend ans Fest bei den Chilenen zu Hause!









































Den einzigen sonnigen Tag nutzen wir, um auf einer winzigen Insel (chilenisch winzig, nicht schweizerisch winzig) Velo zu fahren. Brigitte spricht und versteht genug Spanisch, um einen Kutter für die Hinfahrt zu organisieren. Wir durchqueren die ganze Insel, machen sogar noch einen Abstecher zu einem Leuchtturm, der nur auf der Landkarte existiert. Obwohl auf dieser Insel weder Kurven- noch Steigungswarntafeln aufgestellt sind (siehe Blog „Autofahren), verursachen wir keinen Unfall. Und für den Rücktransport zum Festland reicht sogar mein Spanischgestotter, ich finde einenfährwilligen Kutter.





Brigitte mit ihrem perfekten Spanisch fand eine Barke für die Hinfahrt auf die (chilenisch) Miniinsel






Lukas mit seinem Mikrospanisch organisierte die Rückfahrt















Das Velofahren kann beginnen.
Was erwartet uns wohl?







Weil der Regen sich standhaft weigert, sich zu verabschieden und schöne Standplätze wegen den lückenlosen Zäunen eine Rarität sind, beschliessen wir, mit der Fähre nochmals südwärts zu fahren und dort einige von uns stehengelassene Leckerbissen zu geniessen. Wegen der vielen Touristen sind wir vorsichtig und suchen das Fährschiff-Reisebüro auf. Eine ganze Woche warten?! Bei diesem miesen Wetter? Schlau wie wir sind, entschliessen wir uns für den Landweg. Auf der berühmten Carretera Austral können wir den Süden auch auf dem Landweg erreichen. Die Schotterstrasse ist dreimal unterbrochen, die Lücken müssen mit zwei kürzeren und einer längeren Fährpassage geschlossen werden.
Die erste Fähre lässt uns keine Stunde warten, die anschliessende Fahrt durch den Regenwald ist fabelhaft. Der Wald macht seinem Namen Ehre: Es regnet Bindfäden, die Vegetation ist dicht und artenreich wie im Schulbuch beschrieben.








Durch den Regenwald mit genügend und richtigem Regen






Die Überraschung ist gross, dass die zweite Fähre nicht gemäss Reisebuch einmal täglich, sondern dreimal fährt. Und die Überraschung ist noch wesentlich grösser, als die Señorita im Billetthäuschen uns ohne erkennbare Gefühlsregung mitteilt, dass der nächste verfügbare Platz in acht (8) Tagen sei und die Stand-by-Warteliste über 40 Autos umfasse.
Draussen regnet's.
Wenigstens finden wir einen schönen Standplatz für den Abend, für die Nacht. Zwei triefend nassen Velofahrern – dem Schweizer Christoph und dem US-Amerikaner Matthew - bieten wir Schutz vor dem endgültigen Ertrinken und einen Tee an.
Heute erwachen wir bei herrlichstem Sonnenschein. Im Regenwald! Sofort stelle ich Tisch und Stühle auf, Brigitte richtet ein Gabelfrühstück, die Jasskarten werden ausgegraben... Wie ist doch das Reisen schön!









Fröhliche Grüsse
Lukas & Brigitte, zur Zeit am Bach im Regenwald, Chile

1 Kommentar:

  1. Naja, schlecht sehen sie ja nicht aus, die zwei Fahrradfahrer, vor allem der mit dem schwarzen Pulli. Aber es gibt noch schöneres :-)

    Super, immer wieder was zum lesen, staunen und sehen zu haben!
    regu

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